Die Mängel stehen fest

Die Bestandsaufnahme für eine Sanierung der Regionalen Schule steht. Nun geht es an eine erste Kosten-Ermittlung.

Thalfang. (urs) Was bei der Sitzung des Bau- und Liegenschafts- sowie des Schulträgerausschusses der Verbandsgemeinde (VG) Thalfang auf den Tisch kommt, ist "nicht viel, was wir vorher nicht wussten", wie es ein Ausschussmitglied formuliert. Die Reaktionen auf die Ausführungen des Kompetenzteams, das den Sanierungsbedarf ermitteln soll, sind jedoch positiv.Besondere Aufmerksamkeit findet ein Hinweis von Diplom-Kauffrau Claudia Hennes von "transfer", einem Wittlicher "Unternehmen für soziale Innovation". Sie ermuntert, auch die Option einer "Realschule plus" mit dem eventuellen Angebot der Fachhochschulreife zu bedenken. Dafür spreche nicht zuletzt der hohe Prozentsatz von Regionalschülern von außerhalb der Verbandsgemeinde (2006: 51 von 244 Schülern). Dieter Fuchs vom Morbacher Architektur- und Ingenieurbüro Jakobs-Thomas-Fuchs, hat die Bausubstanz unter die Lupe genommen. Das Gebäude sei "eigentlich sehr wirtschaftlich konzipiert", spricht er von einer Top-Grundlage für die geplante Sanierung.

Dritter im Kompetenzteam ist Ewald Emmerich, Inhaber des Greimerather Ingenieurbüros PEC und als Energieberater Verbandsgemeinde. Seine Bestandsanalyse schließt Elektro-, Sanitär- und Lüftungstechnik ein sowie Brandschutz und Wärmeerzeugung und -verteilung. Laut Emmerich sind die Stromleitungen veraltet und die Fluchtwegsituation nicht auf dem neuesten Stand. Handlungsbedarf sieht er bei geräuschintensiven Leuchten, dem zu erneuernden Blitzschutz oder in den bisher nicht vernetzten Klassenräumen. Als kritisch bezeichnet er das Heizungsrohr-System, dessen Optimierung bisher nicht möglich gewesen sei. Die Kesselleistung sei "sehr stark überdimensioniert". Erneuet werden müssten die sanitären Einrichtungen, die eine behindertengerechte Toilette erhalten sollten. Einziger Kritikpunkt aus der Runde der Ausschussmitglieder kommt von Hubert Schu (FWG). Er reklamiert, bei der Analyse seien Schulhof und Turnhalle nicht angesprochen worden, und es fehlten Aussagen zu einer etwaigen PCB-Belastung. Laut Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo findet als nächstes am heutigen Donnerstag ein Eltern-Abend in der Schule statt. Außerdem stünden Überlegungen zur Realschule plus mit der Option Fachhochschulreife an. Sobald es eine erste Kostenschätzung gebe, seien die Ausschussmitglieder gefragt.

Der Präsentation vorausgegangen war erneut ein für Mandatsträger unwürdiger Wortwechsel. Auslöser war der Vergleich (der TV berichtete), den Dellwo und Schu in Sachen Sitzungsausschluss geschlossen haben. Nachdem Dellwo einen Passus daraus verlesen hatte (siehe Extra) verlangte Schu von Gereon Haumann (CDU) eine Entschuldigung für Äußerungen in einer früheren Sitzung. Haumanns Antwort: "Auf keinen Fall."

Meinung

Wann reißt der Geduldsfaden?

Es ist kaum zu glauben, was sich Thalfanger Kommunalpolitiker im Zusammenhang mit der Sanierung der Regionalen Schule leisten. Erst am Freitag verglich man sich in der Frage, ob man Architekt Hubert Schu von den Beratungen in Sachen Regionale Schule ausschließen darf. Nur wenige Tage später wurde erneut heftig - aber nicht um die Sache - gestritten. Wer da wen provoziert hat, spielt keine Rolle. Alle Kommunalpolitiker haben einen Auftrag der Wähler. Sie sollen sich zum Wohl der Kommune und der Bürger einsetzen. Davon ist bei diesem Thema allerdings nicht viel zu sehen. Besonders gravierend ist dies angesichts der Formfehler in der Vergangenheit. Da nutzt es auch nichts, ein hochkarätiges Kompetenzteam inklusive eines Moderators zu installieren. Wie lange wollen sich Eltern, Lehrer, Schüler und Ratskollegen dieses Schauspiel noch anschauen? Es kann problematisch sein, wenn sich wie in Thalfang VG-Rats- und Ausschuss-Mitglieder der entsprechenden Berufsgruppen für Aufträge interessieren, die diese Gremien zu vergeben haben. Das zeigt das Thalfanger Beispiel. Aber das ist offenbar für das Gericht kein stichhaltiger Grund, diese von den Beratungen auszuschließen. Schließlich bringen diese Menschen auch ihren Sachverstand ein. Dass Sitzungsleiter Hans-Dieter Dellwo bei der Beurteilung des Sachverhalts falsch lag, legen Passagen des Vergleichstexts nahe. Genauer wüssten wir dies, wäre es zu einem Urteil gekommen. Bedauerlich ist auch, dass ohne Gemeinde-ordnung unterm Arm so manche Thalfanger Sitzung nicht zu führen ist. i.rosenschild@volksfreund.deExtra Vergleich: Folgenden Abschnitt des zwischen Hans-Dieter Dellwo und Hubert Schu vor dem Verwaltungsgericht geschlossenen Vergleichs las Dellwo vor: "Der Beklagte (der Bürgermeister) verpflichtet sich, im Falle künftiger Gemeinderats- bzw. Ausschusssitzungen betreffend der Sanierung der Regionalen Schule Thalfang weder die berufliche Tätigkeit des Klägers (Schu) als solche noch dessen zurückgezogenes Angebot im vorangegangenen Bieterverfahren als Ausschließungsgrund im Sinne des Paragrafen 22 Gemeindeordnung geltend zu machen oder grundsätzlich anzuerkennen." Weiter: "Die Kosten des Verfahrens tragen der Kläger zu 1/3 und der Beklagte zu 2/3." Schu sagt, dass er das Verfahren "aus berufspolitischen Gründen" angestrengt hat. Es gehe darum, "für die Zukunft eine verlässliche Grundlage für die weiteren Beratungen" zu erzielen. (urs)

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