Die Zügel locker lassen

Sechs Pferde, ein Pony, Hunde und Katzen gehören zur Familie, die auf dem US-Stützpunkt wohnt. In Baumholder ist Familie Alfs dem Traum vom Leben auf einer Ranch schon recht nah gekommen. Einen Großteil ihrer Freizeit widmet sie ihrem Hobby: dem Westernreiten.

 Susanne Alfs mit einem der sechs Quarter-Horses: Susi ist die Leitstute der Herde und hat bereits mehrfach bei Turnieren in Aachen geglänzt. Foto: Reiner Drumm

Susanne Alfs mit einem der sechs Quarter-Horses: Susi ist die Leitstute der Herde und hat bereits mehrfach bei Turnieren in Aachen geglänzt. Foto: Reiner Drumm

Baumholder. Die von Susanne Alfs seit Mai 2006 betriebene Internetseite www.western-journal.de ist gut besucht. Rund 500 Klicks hat sie pro Tag. "Für eine Randsportart und mit einer relativ regionalen Ausrichtung ist das schon beachtlich", freut sich die 40-Jährige über den Zuspruch. Das Informations- und Lifestyleportal für Western- und Freizeitreiter in Rheinland-Pfalz ist mehr als ein Hobby für die zweifache Mutter. "Ich musste mich erst in die Materie einarbeiten, aber es macht einfach total viel Spaß", erzählt Susanne Alfs, die oft zu großen Turnieren fährt, dort auch Fotos macht und Artikel schreibt — für ihre Seite und für Fachzeitungen. "Ich mag diese besondere Atmosphäre bei den Turnieren — das kann man gar nicht beschreiben", schwärmt sie. "Die tollen Klamotten der Reiterinnen, die Hüte, diese wunderbaren Pferde — das muss man erlebt haben."Ohne Personalausweis geht nichts

Sechs Pferde, ein Pony, drei Australian Shepherds (die bei den Reitausflügen immer dabei sind) und zwei Katzen: Susanne Alfs nennt das lachend "unsere kleine Farm". Die 40-Jährige und ihr 47-jähriger Mann Gerold leben mit ihren Kindern Max (12) und Frederike (8) im amerikanischen Housing-Bereich auf dem US-Stützpunkt. Ihr Mann ist Diplominformatiker und hat eine eigene Firma in Baumholder, Susanne Alfs arbeitet in Vertrieb und Marketing mit. Ihr Heim, das ehemalige Baumholderer Bürgermeisterhaus, steht allerdings auf deutschem Grund. Wer die Familien besuchen möchte, begibt sich aber dennoch auf eine kleine USA-Reise. Ohne Personalausweis geht hier gar nichts. Das merken Alfs auch, wenn sie zu ihren Pferden wollen, die außerhalb des Geländes stehen. "Das war am Anfang schon etwas gewöhnungsbedürftig, aber wir waren so begeistert von Haus und Grundstück", blickt die aus Sein (bei Idar-Oberstein) stammende Susanne Alfs zurück, die schon mit elf Jahren ein eigenes Pferd hatte. "Das war ein schönes Hobby, Unterricht hatte ich nie." Die ausgebildete Fremdsprachenkorrespondentin ist viele Jahre nicht geritten. Den Anfang machte ein Pony

Das erste Pferd im Hause Alfs war ein Pony für Max und Frederike. Die Begeisterung der beiden hielt sich allerdings in Grenzen. Vor fünf Jahren entdeckte Susanne Alfs dann das Westernreiten und die Quarter-Horses (siehe "Hintergrund") für sich. Stute Dolly war ein Geburtstagsgeschenk, damit fing im Grunde alles an. "Geritten wird mit durchhängendem Zügel", nennt sie eines der wesentlichen Merkmale. Nach und nach wurde auch aus dem aus Idar-Oberstein stammenden 47-jährigen Computer-Fachmann ein begeisterter Westernreiter. "Pferd und Reiter haben ein sehr enges Verhältnis zueinander. Das Tier reagiert auf Impulse, es ist ein sehr harmonisches Miteinander", erklärt Gerold Alfs, was das Westernreiten als Hobby für ihn so besonders macht. Und immer mehr Menschen — auch im Kreis Birkenfeld — begeistern sich für dieses Hobby und die Sportart. Alfs schätzt, dass es in Rheinland-Pfalz um die 450 Westernreiter gibt, die organisiert sind. Die Zahl der Freizeitreiter, die diesen Stil lieben, ist weitaus höher. Deutschlands ältester Westernpferdezuchtverband ist die "Quarter Horse Association" mit etwa 5400 Mitgliedern, zur Regionalgruppe Saarland/Rheinland-Pfalz hat Susanne Alfs engen Kontakt.Zweites PS-starkes Hobby

Noch ein weiteres Hobby verbindet das Paar: das Motorradfahren. Im Keller stehen die Harleys, die sind zwar nicht so pflegebedürftig wie die Tiere, "müssten aber dringend mal geputzt werden", lacht Gerold Alfs, der sich vor einigen Monaten schweren Herzens von Palominohengst Spirit trennen musste, den er als Fohlen hat aufwachsen sehen. Der Einjährige lebt jetzt in Dänemark. "Das war ein trauriger Moment." Extra Quarter Horse: Das Quarter Horse ist mit mehr als 4,6 Millionen registrierten Tieren die zahlenmäßig größte Pferderasse der Welt. Die Tiere gelten als intelligent und freundlich, sensibel und dennoch nervenstark, leicht trainierbar und lernfähig. Der Name leitet sich von den Quarter Mile Races ab (Rennen, bei denen zwei Pferde über 400 Meter gegeneinander antraten), die gegen Ende des 18. Jahrhunderts in den Städten der Südstaaten populär waren. Bei der Eroberung des Westens spielte das Quarter Horse eine wesentliche Rolle - als zuverlässiger Partner der Cowboys und Farmer.

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