Die letzte Frist läuft

MORBACH/HERMESKEIL. 2006 wird für die Zukunft der früheren Hunsrückbahnstrecke zwischen Morbach und Hermeskeil das Jahr wichtiger Weichenstellungen. Denn ob das Konzept einer Dreifach-Nutzung aus Draisinenfahrten, Ausflügen mit historischen Schienenbussen und Gütertransporten eine Chance auf Verwirklichung hat, entscheidet sich in den kommenden Monaten.

Im Grundsatz sind sich alle Partner einig: "Wir sind interessiert und wollen dabei sein", sagt der Hermeskeiler Bürgermeister Michael Hülpes. "Selbstverständlich stehen wir voll hinter der Idee, dass sich die Hunsrückbahn entwickelt", betont Michael Suska von der Verbandsgemeinde Thalfang. Und Morbachs Rathaus-Chef Gregor Eibes weist darauf hin, dass die Reaktivierung der stillgelegten Strecke "eines der wichtigsten touristischen Projekte in der Region ist".Ergebnis völlig offen

Seit Mai 2005 liegt das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie vor (der TV berichtete), die für die weitere Nutzung der früheren Bahntrasse einen Dreier-Mix aus Draisine, Nostalgiefahrten und Güterverkehr empfiehlt, wobei für die beiden letzteren Vorschläge bereits die "Hochwaldbahn" als lizensierter Betreiber ihr Interesse signalisiert hat. Diese Überlegungen sind nach wie vor Grundlage der Beratungen, die die Kommunen miteinander führen.

Doch noch ist offen, ob am Ende diese Mischvariante realisiert wird, eine andere Alternative zum Tragen kommt oder die Projektidee sogar gänzlich begraben werden muss. Vor allem Suska sieht zurzeit noch "viele Unbekannte". Gerade die Frage, wie das drei bis 3,5 Millionen Euro teure Projekt finanziert und später wirtschaftlich betrieben werden kann, mache es notwendig, "dass noch rauf und runter geprüft werden muss".

Das Problem: Die Zeit drängt. Die Kreise Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich haben zwar den Streckensicherungs-Vertrag mit der Deutschen Bahn ein weiteres Mal verlängert. Doch diese Frist läuft Ende 2006 ab. "Bis dahin müssen wir so weit kommen, dass wir ein fertiges Konzept erarbeitet haben", fordert Hülpes. Sein Morbacher Kollege Eibes pflichtet ihm bei: "In Gänze kann das Projekt zwar nicht stehen. Aber die Grundaussage, was wir machen wollen, muss 2006 getroffen werden." Aus seiner Sicht ist daher schnellstmöglich die Frage zu klären, "wie wir in die Situation gelangen, dass wir die Schienen nutzen können".

Dafür sind Verhandlungen mit der Deutschen Bahn über einen Kauf oder die Anpachtung der 33 Kilometer langen Schienenstränge nötig. Erste Sondierungsgespräche hat Hülpes bereits geführt und dabei bereits eine Hausnummer genannt bekommen: Eine Pacht von rund 15 000 Euro jährlich fordert die Bahn. "Das ist aber viel zu hoch und kann nur eine vorläufige Verhandlungsbasis sein", betont Hülpes und erinnert daran, dass auch bei der Übernahme der Trasse für den Ruwer-Hochwald-Radweg lange intensiv um den Preis gefeilscht wurde.

Stehen und fallen wird das Projekt mit der Haltung des Landes. Ohne Zuschüsse aus Mainz, die laut Hülpes bei mindestens 60 Prozent liegen müssten, sei das Vorhaben nicht zu verwirklichen, so die übereinstimmende Meinung in allen beteiligten Kommunen. Die haben sich inzwischen zusammen mit der Verbandsgemeinde Kell am See auf ein gemeinsames Regionalmanagement "Entwicklungsschwerpunkt Hochwald" verständigt, dessen Leuchtturm-Projekt die Reaktivierung der Hunsrückbahn ist.

Trasse ins Saarland muss erhalten bleiben

Im Mai - so ist laut Suska die Zielsetzung - soll ein Regionalmanager (entweder ein Einzelner oder ein Planungsbüro) seine Arbeit aufnehmen und als wichtigste Aufgabe ein Nutzungskonzept für die Trasse erstellen. Denn eines, da sind sich die Vertreter aller drei Kommunen ebenfalls einig, müsse beim Blick auf die Perspektiven der Region ganz genau bedacht werden: Nachdem das Land im Herbst angekündigt hat, dass die Hunsrückbahn von Mainz bis zum Hahn wieder für den Personenverkehr reaktiviert wird, müsse auch in der anderen Richtung die Option für die Zukunft gewahrt werden.

Deshalb soll alles dafür getan werden, dass die Trasse ins Saarland erhalten bleibt und die Deutsche Bahn nicht damit beginnt, die Schienenstränge abzumontieren und angesichts des aktuellen Stahlpreises für gutes Geld zu verkaufen. Klar ist nämlich allen Beteiligten: "Sobald der erste Gleiskörper weg ist, ist das Thema Hunsrückbahn für immer erledigt", sagt Eibes.

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