Die wahren Champions

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft musste sich bei der EM mit Platz zwei begnügen. In Wehlen dagegen herrscht Euphorie. Nach dem Sieg bei "Unser Dorf hat Zukunft" brachen alle Dämme.

Wehlen. "Ich glaub', ich spinne, ich glaub', ich krieg' die Krise. Ist das nicht toll?" Als die Wehlener Ortsvorsteherin Gertrud Weydert vom TV erfährt, dass ihr Ort im Gebietsentscheid den ersten Platz in der Hauptklasse belegt hat, brechen bei ihr alle Dämme. Sofort setzt sie sich ins Auto und fährt hupend durch den Ort. Einige Leute glauben, dass Weydert die 0:1-Finalniederlage der deutschen Fußball-Nationalmannschaft vom Vorabend nicht richtig registriert hat, doch ein kurzes Gespräch bringt Klarheit.Schon wenige Minuten später beginnt die Siegesfeier im Hof des Blumenladens von Sabine Scheid, einer der beiden "Sonnenfrauen", die gemeinsam mit Gertrud Weydert sowohl die Kreiskommission als auch die Gebietskommission durch den Ort führten und durch die Art der Präsentation manchen Pluspunkt sammelten. Die Sektkorken knallen, und Gertrud Weyderts Handy klingelt andauernd. Die Schar der Gratulanten ist groß."Die Deutschen haben verloren, die Wehlener haben gewonnen." Christa Beucher zieht als Erste den Vergleich mit der Fußball-EM. Ähnliche Sätze machen anschließend immer wieder die Runde. "Als ich das Ergebnis erfahren habe, ist mir das richtig nahe gegangen", sagt Christel Bergweiler mit Blick auf den Erfolg. "Jetzt sind wir die Champions", jubelt Martin Kerpen. Er lobt vor allem das Engagement der Frauen, die den Sieg erst möglich machten: Gertrud Weydert, die Sonnenfrauen Sabine Scheid und Birgit Schappe-Dietz sowie Rita Busch. "So etwas gibt einen unheimlichen Anschub und ist ein wichtiger Werbefaktor", sagt Gertrud Weydert. Der Ort habe sich jahrzehntelang nicht richtig entwickeln können, weil der Verkehr durch den engen Ortskern floss. Die Freigabe der Umgehungsstraße vor knapp einem Jahr habe wie ein Befreiungsschlag gewirkt. Diese Tatsache berge eine große Chance. Und Wehlen sei schon dabei sie zu nutzen, sagt Edgar Möller (stellvertretender Leiter der Gebietskommission). Die Kulturlandschaft sei überall gegenwärtig und präge das Erscheinungsbild des Ortes. Wehlen sei auch ausgezeichnet worden, weil es Betriebe gebe (Friseur, Metzger, Ferienweingut), die ein herausragendes Qualitätsbewusstsein an den Tag legten. In die gleiche Richtung ziele der 1220-Seelen-Ort mit den Anstrengungen, 100 Sonnenuhren zu installieren und mit der Pflege vieler Rosenstöcke an der Uferallee.Voraussichtlich im August wird die Landeskommission Wehlen unter die Lupe nehmen. "Ich freue mich schon dar auf, wieder das Sonnenfrauen-Kleid anzuziehen", sagt Birgit Schappe-Dietz.

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