Durchbruch nach den Paralympics?

Sitzball ist für die Mitglieder der Behindertensportgruppe Hermeskeil die pure "Action". Derzeit trainieren sie wegen der Renovierung der Sporthalle des Gymnasiums in der Malborner Steinkopfhalle. Mit großer Aufmerksamkeit verfolgten die Sportler die Paralympics in Peking.

 Pure „Action“: Beim Sitzball und anderen Sportaktivitäten ist laut Vorschrift immer ein Arzt anwesend. Seit 40 Jahren ist das bei der BSG Hermeskeil Dr. Rolf Hackethal. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Pure „Action“: Beim Sitzball und anderen Sportaktivitäten ist laut Vorschrift immer ein Arzt anwesend. Seit 40 Jahren ist das bei der BSG Hermeskeil Dr. Rolf Hackethal. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Malborn. Als Boris Becker siegte, gab es einen Boom im Tennissport. Als Florian Hambüchen Triumphe feierte, meldeten die Turnvereine Rekordanmeldungen. Ist ein solcher Effekt auch nach den Weltspielen der Behindertensportler zu erwarten?

"Der Behindertensport hat in unserer Region bislang null Stellenwert. Wir bekommen einfach keinen Nachwuchs", beklagt der Vorsitzende der Behindertensportgruppe Hermeskeil, Guido Hans. Seine 80 Mitglieder sind zwischen 50 und 85 Jahren alt. Wenn mal ein jüngeres Gesicht dazwischen auftaucht, ist das ein Gast aus dem Saarland.

Für die Aufmerksamkeit, die von den Pekinger Wettkämpfen der Behinderten ausging, sind die Betroffenen sehr dankbar. "Es könnte der Durchbruch für uns Normalsportler sein", wünschen sich der Vorsitzende und seine Mitstreiter. Die Nagelprobe kommt im nächsten Jahr, wenn die BSG Hermeskeil 50-jähriges Bestehen feiert. "Vor zehn Jahren wollte noch niemand etwas von unserem Jubiläum wissen, die Sponsoren nicht und auch die Politik nicht", bedauert Hans.

Dabei ist das Angebot der BSG wirklich mehr als reine Körperertüchtigung mit Sitzball, Schwimmen und Wassergymnastik. Es gibt auch Ausflüge, Feste und vor allem eine gute Kameradschaft.

Nach dem Training gönnen sich die Sportler in der Kabine noch ein Bierchen, aber nur eins. Dabei kommen sie auch auf das Thema Paralympics, Doping und das manchmal nicht nachvollziehbare Regelwerk zu sprechen, in dem versucht wird, verschiedene Beeinträchtigungsgrade vergleichbar zu machen. "Wenn enormer Ehrgeiz mit Geldangeboten zusammenkommt, dann gibt es auch Doping bei Behindertensportlern", ist die Runde überzeugt.

Der Wunsch aller ist, ein Jubiläumsturnier zu organisieren, ganz wie in Peking, nur ein paar Nummern kleiner, und Zuschauer sollen natürlich auch kommen. "Wir hatten schon so viele Termine, nie ist ein einziger Zuschauer gekommen", beklagt Vorsitzender Hans. Hoffentlich wird das nach Peking jetzt besser.

Extra Die Behindertensportgruppe Hermeskeil trainiert bis zur Fertigstellung der Turnhalle des Gymnasiums immer mittwochs von 17 bis 19 Uhr in der Steinkopfhalle Malborn (Seiteneingang). Weitere Informationen gibt es beim Vorsitzenden, Guido Hans, unter Telefon 06504/8075 und Vorstandsmitglied Günter Christ, Telefon 06503/921782.

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