Ei des Kolumbus

Wer spricht da von Kaufzurückhaltung und hoher Sparquote? Am vergangenen Wochenende war davon in Morbach jedenfalls wenig zu spüren. Viele Kunden kamen mit schweren Taschen in die Geschäfte, um ihr Geld loszuwerden.

Naja, der Begriff "Geld" ist ja dehnbar. Statt Münzen und Scheine wanderten Naturalien, genauer gesagt Äpfel und Eier, manchmal gleich körbeweise über die Ladentheke. Der Morbacher Gewerbe- und Verkehrsverein hat damit das Ei des Kolumbus gefunden: Der Ortskern war belebt, die Kunden hatten ihren Spaß und die Händler mehr Umsatz. Der Modellversuch könnte Schule machen. Denn schließlich suchen die Innenstädte bundesweit nach einem Rezept gegen sinkende Einnahmen im Einzelhandel. Auch die Volkswirte werden sich für das Experiment interessieren. Denn dass die Menschen derzeit sprichwörtlich jeden Pfennig - besser Cent - drei Mal umdrehen, bevor sie ihn ausgeben, liegt offenbar am Euro. Morbach beweist es: Mehr als großzügig konsumierten die Kunden "fürn Appel und 'n Ei". Und wie eine solche Währung die Wirtschaft ankurbeln würde! Alle Welt bräuchte neue Geldbörsen, oder wie viele Eier passen in Ihr Portmonee? Jeder Einzelhändler müsste in eine neue Registrierkasse investieren. Eine ganz neue Perspektive käme auf die Landwirtschaft zu. Milchseen und Butterberge würden der Vergangenheit angehören. Hühner wären der Zukunftsmarkt schlechthin. Rosige Zeiten für verschuldete Gemeinden. Auch wenn Hans Eichel womöglich schon über eine Apfel-Steuer nachdenkt: Viele Bürgermeister in der Region, die über leere Kassen klagen, würden sicher heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen. (iro)

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