Ein Aushängeschild feiert Geburtstag

ERBESKOPF. Wenn da gebaut wird, wo vorher nichts war, spricht man gern von grüner Wiese. Für den Bau des Hunsrückhauses wäre dieser Begriff völlig falsch. Denn die Wintersport-, Natur- und Umweltbildungsstätte, die heute fünf Jahre alt wird, entstand mitten im Wald.

Wer das Gelände nicht von früher kennt, kann sich kaum vorstellen, wie es am Fuße der höchsten Erhebung von Rheinland-Pfalz vor dem Spatenstich im September 1997 aussah. Kein Hunsrückhaus, kein Familienhang, kein Spielplatz, kein Umweltmessfeld, kein Tümpel, kein Bereich für Sinneserfahrungen, dafür Fichten, soweit das Auge reicht. Ausgerechnet hier inmitten der freien Natur eine Anlaufstelle für Touristen und Bildungshungrige zu schaffen, dafür musste manch dickes Brett gebohrt werden, erinnert sich VG-Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo. "Der Hunsrück war einfach dran", erklärt er, wie es gelang, ein Neun-Millionen-Mark-Projekt im Hunsrück aus dem Waldboden zu stampfen. Die ersten ernsthaften Gespräche für das Aushängeschild der Region führte Dellwo 1993 mit dem damaligen Landrat Helmut Gestrich. Wichtig war den Befürwortern, neben dem Wintersport am Erbeskopf ein Projekt zu installieren, das ganzjährig genutzt werden konnte. In zahlreichen Arbeitskreis-Sitzungen entstand das Leitbild einer Wintersport-, Natur- und Umweltbildungsstätte. Ein Architektenwettbewerb mit an die 90 Bewerbern bot Entscheidungshilfe, was das Aussehen der neuen Einrichtung anging. "Eng an eng", so Dellwo, hätten die Modelle in der Thalfanger Festhalle gestanden. Unterschiedlichste Kreationen waren dabei. "Eines sah aus wie das Gelsenkirchener Stadion, ein anderes wie im Schwarzwälder Stil", erinnert sich Dellwo. Den dritten Preis erhielt damals das saarländische Büro von Willi Latz. Sein Vorschlag, der bei der Bevölkerung für viel Diskussionsstoff sorgte, sollte später zum Zuge kommen. Das Niedrigenergiehaus aus viel Glas und Holz war nicht gerade das, was sich die Bürger unter einem Hunsrücker Haus vorstellten. In dem Entwurf von Latz wurden Kriterien des ökologischen Bauens und die Nutzung regenerativer Energien konsequent umgesetzt. Das begann bei der Auswahl der Baumaterialien - verwendet wurden beispielsweise 70 Kubikmeter heimisches Holz - und endete bei einer Holzhackschnitzel-Heizung. Das Aushängeschild für die Region wurde im Übrigen komplett von der EU, Land und Kreis finanziert, während ein damals neu gegründeter Zweckverband, dem unter anderem der Landkreis, die VG Thalfang und die Einheitsgemeinde Morbach angehören, die Betriebskosten bestreitet. Die Anfänge waren nicht leicht. Lange bevor die Wintersport-, Natur- und Umweltbildungsstätte offiziell ihre Pforten öffnete, begann die Arbeit der pädagogischen Fachkraft Corinna Albert, damals als ABM-Kraft bei der Verbandsgemeinde angestellt, fürs Hunsrückhaus. Sie trat ihre Arbeit im Oktober 1998 an. Sie sollte die neue Einrichtung konzipieren und für Öffentlichkeitsarbeit sorgen. "Ich habe im Winter sogar Zettel rund um die Skipiste aufgehängt, damit die Wintersportler erfahren, was dort gebaut wird", blickt Albert schmunzelnd auf die Pionierarbeit zurück. Sie zog ins Hunsrückhaus, als die Bildungsstätte von außen fertig war. Möbel gab's damals noch nicht, geschweige denn ein Telefon. Das erste Programm, das Albert konzipierte, enthielt bereits einige Veranstaltungen, die bis heute stark gefragt sind: den Vortrag über den "höchsten Hunsrückbuckel" und die Vogelstimmen-Wanderung. Besonders gern erinnert sie sich an die erste größere Veranstaltung im Hunsrückhaus: 1999 über die Sonnenfinsternis. Am 30. Mai 2000 wurde der neue Nabel der Hunsrück-Region eröffnet, während der fünfte Geburtstag heute ohne große Festlichkeiten verstreicht. Gefeiert wird am 31. Juli.

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