Ein Bier und drei Kürbisse

HEIDENBURG. (iro) Drei Mal begann die Theatergruppe Heidenburg bereits mit den Proben für ein neues Stück. Und drei Mal kam etwas dazwischen. Doch in diesem Jahr ist den engagierten Laienschauspielern das Glück offenbar hold: Am Samstag stehen sie mit dem Schwank "Dreistes Stück im Greisenglück" erstmals auf der Bühne.

 Spaß muss sein, auch bei den Proben der Theatergruppe Heidenburg. Foto: Ilse Rosenschild

Spaß muss sein, auch bei den Proben der Theatergruppe Heidenburg. Foto: Ilse Rosenschild

Wer in den vergangenen Wochen abends spontan Familie Timm in Heidenburg besuchen wollte, dem konnte es passieren, dass er plötzlich mitten auf der Bühne stand. Denn die Timm'sche Diele diente quasi als Proberaum für die Theatergruppe des Ortes. Das passierte auch der Berichterstatterin, die sich völlig unerwartet mitten in einer Spielszene wiederfand. Enkelin Karin (Monja Diederich) besucht ihren Opa Müllerschön (Klaus Diederich), der unter einem allzu kargen Speiseplan im Altenheim leidet, und bringt ihm heimlich köstlichen Kaffee, frische Brötchenund gute Butter mit. Das sagt sie zumindest. Aus ihrem Korb packt sie dagegen eine Flasche Bier und drei Zierkürbisse aus. In den Proben wird improvisiert, denn die wenigsten Requisiten sind schon da. Eine Gartenliege dient beispielsweise als Krankenbett. Im Stück wird sich das natürlich ändern. Regelmäßig in der Heidenburghalle zu proben, das ist nicht möglich. "Schließlich ist das ja auch eine Turnhalle", erklärt Sylvia Timm, eine der Darstellerinnen. Nur in den letzten Tagen vor der Aufführung geht‘s auf die richtige Bühne. Für Kostüme und Requisiten sorgt jeder selbst. In der Regel ist das problemlos. Doch manches wichtige Detail bereitet den Darstellern Kopfzerbrechen. Timm, die die quirlige türkische Putzfrau Fatima spielt, benötigte beispielsweise einen Putzwagen. "Da waren viele Telefonate nötig", berichtet sie. Die Arbeitsteilung der Truppe ist ungewöhnlich. Es gibt zwei Souffleusen, aber keinen Regisseur. Eine der Souffleusen sitzt, wie man es kennt, im "Kasten". Die andere steht hinter der Bühne und achtet beispielsweise darauf, dass jeder Akteur zur rechten Zeit durch die richtige Tür tritt. Einen Regisseur braucht die Truppe nach eigenen Angaben nicht. Gesprochen wird Heidenburger Platt. Auch wenn der Schwank von Bernd Gombold in Hochdeutsch geschrieben ist. Seinen Text "übersetzt" jeder Darsteller selbst. Auch Sylvia Timm hat sich ihr gebrochenes Deutsch-Türkisch selbst angeeignet. Es fiel ihr nicht schwer. Eigentlich tritt die Truppe alle zwei Jahre mit einem neuen Stück auf. Diesmal war die Pause unfreiwillig länger. Zwei Mal fing man an zu proben - und zwei Mal kam etwas dazwischen: eine Schwangerschaft, und ein Todesfall. Beim dritten Anlauf entschied die Truppe sich für ein neues Stück. "Auf dem Alten lag wohl ein Fluch", mutmaßt Timm. Doch dem ersten Auftritt am Samstag steht wohl nichts mehr im Weg. Die Theatergruppe Heidenburg führt den Schwank "Dreistes Stück im Greisenglück" zwei Mal auf: am Samstag, 19. November, und Samstag, 26. November, jeweils ab 20 Uhr in der Heidenburghalle. Karten unter Telefon 06509/910551.

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