Ein Gebäude hilft beim Glauben

MORBACH. (kgs) Die namenlose Zeit für die Morbacher evangelische Kirche ist beendet. Sie heißt ab sofort "Evangelische Erlöserkirche Morbach". Superintendent Christoph Pistorius überbrachte im Namen der Synode und des Synodal-Vorstands Grüße.

In seiner Predigt sagte der Morbacher Pfarrer Florian Brödner: "Diese Kirche ist seit den letzten 70 Jahren ein Zuhause geworden. Wir sind stolz auf unsere Kirche." Gemeinsam mit seinem Kollegen, Pfarrer Winfrid Krause von der Schwestergemeinde Thalfang, betonte der Morbacher Pfarrer den ökumenischen Charakter dieser Namensgebung. Denn "Erlöserkirche" sei ein Name, der die Einheit aller Christen zum Ausdruck bringen. Und wie sein katholische Amtsbruder, Pfarrer Karl-Josef Albrech, ausdrücklich anmerkt: "Die Ökumene ist für uns in Morbach schon seit langem ein Herzensanliegen, mehr noch eine Selbstverständlichkeit." Der Chor der evangelischen Kirchengemeinde Thalfang, unter Leitung von Oliver Bölsterling, umrahmte die feierliche Zeremonie mit traditionellen, aber auch modernen Liedern. Pfarrer Brödner erinnerte an Zeiten, als die evangelischen Gemeindemitglieder in Morbach noch kein würdiges Dach über dem Kopf hatten. Vor 100 Jahren träumten die Gemeindemitglieder von ihrer Kirche. "Aber Kirche ist überall dort, wo Gott ist." Diese Worte hätten die Christengemeinde über gut 30 Jahren getröstet, bevor das kleine Gebäude am Ortseingang hätte errichtet werden können. Bevor das Kirchengebäude stand, traf man sich zum Gottesdienst zeitweise in der Morbacher Winterschule, aber auch in Privaträumen. Oder - wie die ersten Christen - im Wald. Dass sogar der Warteraum zweiter Klasse im Bahnhof Morbach für den Gottesdienst genutzt wurde, hängt mit der Eisenbahnentwicklung im Hunsrück zusammen. Wie die Chronik übermittelt, waren die ersten sesshaften evangelischen Christen im rein katholischen Umfeld von Morbach Gleisarbeiter, Schalterbeamte, Lokführer und Bahnhofsvorsteher mit ihren Familien. Sie waren Angehörige der preußischen Reichsbahn. Der Erste Weltkrieg und die Inflation verhinderten eine frühere Kirchengründung, die Mitte der 30er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts an einem zweiten Advent erfolgte. "In schwieriger Zeit", wie vermerkt wurde. Zwar könne man überall beten, sagt Pfarrer Brödner. Aber: "Ein Gebäude hilft eben, Gott nahe zu sein."

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