Ein Mann für alle Fälle

THALFANG. Menschen, die unter dem Sternzeichen "Fische" geboren sind, sind meist sozial eingestellte oder musische Zeitgenossen. Auf Michel Müller trifft dies haargenau zu. Für fast 44 Jahre Chorleiter-Tätigkeit wird der 66-Jährige beim Verbandsgemeinde-Sängertag an diesem Wochenende ausgezeichnet.

Die Musikbegeisterung hat Michel Müller, am 18. März 1938 im Malborner Ortsteil Thiergarten geboren, von seiner Mutter geerbt. Schon früh erhielt der Knirps Klavier- und wenig später Orgelunterricht. Diese Ausbildung gipfelte im Dom-Musikschein, einer kirchenmusikalischen Prüfung, bei der die Absolventen Orgelspielen, Choralsingen, Dirigieren und Harmonielehre beherrschen müssen. Erste Bewährungsprobe als Dirigent in Tarforst

Seine erste Bewährungsprobe hatte der damals 23-Jährige im Trierer Stadtteil Tarforst, wo er aushilfsweise den Kirchenchor dirigierte. Im Eifelort Rittersdorf, Müllers erster Lehrerstelle, spielte er die Orgel. Glücklich war der Pädagoge, als er im Herbst 1961 die frei werdende Lehrerstelle in seinem Geburtsort Thiergarten bekam. Er hatte die Möbel kaum ausgepackt, da klopfte eines Abends der Vorstand des örtlichen Männergesangvereins an seine Tür. Dem Anliegen, den damals 22-köpfigen Chor zu leiten, kam Michel Müller spontan nach. Bis 1972 sollte dieses Engagement währen. Eines Abends im Jahr 1964 klingelten Funktionäre des MGV Deuselbach an seiner Tür und eröffneten ihm, dass sie zwar tüchtige Sänger hätten - aber ein Dirigent fehle. Zwei Proben reichten aus, um zu merken, dass die Chemie zwischen Michel Müller und den damals 28 Sängern stimmte. Daraus wurde eine "Ehe", die bis heute gehalten hat. Doch damit nicht genug: Später kamen noch der Gemischte Chor Malborn, bei dem er zwölf Jahre den Takt angab, und der Gesangverein Muhl dazu. Zeitweise hatte Michel Müller mit dem Schulchor der Thalfanger Grundschule sechs Chöre. Da kam es schon mal vor, dass der Mann für alle Fälle bei Veranstaltungen mit einigen seiner Klangkörper auftrat. Das Liedgut suchte fast immer der Chorleiter aus - mit Blick auf die gesanglichen Möglichkeiten. Doch wenn ein Sänger mit einem schönen Lied und den dazugehörigen Noten kam und das Ganze zum Chor passte, dann wurde es ins Repertoire aufgenommen. Der Thiergartener, der besonders der Kirchenmusik zugetan ist, möchte keine seiner vielen Chortätigkeiten missen. Wie beliebt der Kulturbotschafter in seinen Chören ist, zeigt die Tatsache, dass Deuselbacher und Neuhüttener Sänger, die gute Einschaler und Spezialisten in ihren Reihen haben, ihrem Chorleister beim Hausbau halfen. Neben dem Singen wird die Kameradschaft gepflegt - auf Ausflügen etwa. Nach der Fastnacht werden in Deuselbach Matjes verspeist, im Herbst wird der Federweiße verkostet. An die Sängerfrauen wird auch gedacht - nicht nur, wenn für sie einmal im Jahr im Erbeskopfdorf ein gemeinsamer Abend veranstaltet wird. Besonders stolz ist Chorleiter Michel Müller deshalb auf seine singenden Deuselbacher "Jungs", weil sie seit etwa einem Jahr auswendig singen. "Ich kann doch viel mehr aus den Sängern rausholen, wenn sie mich anschauen", sagt der musikalische Hochwälder und fügt hinzu, das Beste am Auswendigsingen sei, dass "der Gesang besser klingt und angenehmer zu den Ohren der Zuhörer dringt". Ein bestimmtes Lebensmotto hat der Musikmensch Michel Müller nicht, doch wenn ihn jemand um etwas bat und es für ihn machbar war, hat er geholfen. So rufen bei dem Wahl-Thalfanger, der seit 1984 die Orgel in der katholischen Pfarrkirche spielt, die Pastöre der Umgebung schon mal an und fragen, ob er als Organist einspringen kann. Am heutigen Samstag, 12. März, wird der Mann, durch dessen Adern Musik fließt und der heute noch den Thalfanger Kirchenchor und den MGV Deuselbach leitet, beim 8. VG-Sängertag in der Thalfanger Festhalle für mehr als 40 Jahre Chorleitertätigkeit ausgezeichnet. Großen Anteil an diesem Sängerleben hat Michel Müllers Ehefrau Christel. Sie hat ihm in all den Jahren den Rücken frei gehalten.

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