Ein Ölfeld im Hunsrück

MORBACH. Rapsöl kann ein neues Standbein der regionalen Landwirtschaft werden. Zu diesem Ergebnis kamen Experten bei einem Vortrag in Morbach. Besonders interessant ist der Rapsöl-Anbau auch im Zusammenhang mit der Morbacher Energielandschaft.

Steigende Mineralöl- und Benzinpreise machen Wirtschaft und Bürgern weiter stark zu schaffen, aber Alternativen dazu sind da. Rapsöl aus der Region ist zum Beispiel eine davon. Ein Vortrag in der Morbacher Baldenauhalle informierte etwa 50 interessierte Besucher über Pflanzenöl als Energieträger. Die Veranstaltung war unter anderem vom Regionalverein Eifel-Mosel-Hunsrück und der Gemeinde Morbach organisiert worden. Als Experten waren Professor Ernst Schrimpff vom Bundesverband Pflanzenöle e. V. und Thomas Kaiser von den Vereinigten Werkstätten für Pflanzenöltechnologie eingeladen worden. Laut Schrimpff hat Pflanzenöl einige Vorteile gegenüber Mineralöl: Es ist nachwachsende Energie, die nahezu auf der ganzen Welt produziert werden kann. Pflanzenöl hat eine ähnlich hohe Energiedichte wie Mineralöl-Kraftstoff. Auch die Verbrauchskosten sind gering.Es geht doch mit Pflanzenöl

Die Produktion von Pflanzenöl ist unkompliziert. Darum kann das Öl direkt vom Landwirt vermarktet werden. Der eigentliche Vorteil aber liegt darin, dass diese Energie die Umwelt nicht zusätzlich belastet. Noch vor einigen Jahren hielt man es nicht für möglich, mit Pflanzenölen leistungsfähige Motoren zu betreiben. Thomas Kaiser ist jedoch der Meinung, man habe das Gegenteil bewiesen: "Es geht doch!" Sein Unternehmen rüstet Dieselmotoren in Autos oder Traktoren auf Pflanzenölverbrauch um. Diese Umrüstung ist mit mehreren tausend Euro aber noch teuer. Schrimpff wies auf das Problem hin, dass Deutschland mit Rapsöl nur einen Bruchteil seines Treibstoffbedarfs decken könnte. Darum müsse man Pflanzenöl aus anderen Teilen der Welt importieren. "Langfristig führt auch kein Weg daran vorbei, den Bedarf einzuschränken. Wir verbrauchen zuviel." Auch Kaiser sagt: "Energie muss teuer werden!" Die an den Vortrag anschließende Diskussion offenbarte die Probleme des Kraftstoffs Pflanzenöl: Es gibt fast keine Tankstellen für Pflanzenöl. Das Hauptproblem jedoch ist die Weigerung der Mineralölindustrie, die neue Technik zu fördern. Es besteht kein Interesse daran, dass der Verbraucher in Zukunft beim Bauern in der Nähe statt an der Tankstelle seinen Treibstoff kauft. Dies ist aber der große Vorteil von Pflanzenöl. "Pflanzenöl ist ein wunderbarer Energieträger, der die Wertschöpfung in der Region steigert", sagt Schrimpff. Anders als bei Biodiesel, der noch industriell aufgearbeitet werden muss, bleibt der Gewinn aus Pflanzenöl beim Landwirt und damit in der Region. Sollte sich Pflanzenöl als Kraftstoff durchsetzen, könnte sich für den Hunsrück also eine große Chance entwickeln: Die Region und ihre Menschen könnten dazu betragen, die Energiekrise zu mildern und gleichzeitig daran verdienen. Gerd Remmy aus Hoxel verfügt im übrigen bereits über eine Ölpresse und betreibt auch sein Privatfahrzeug den Bio-Treibstoff. "Denkbar wäre beispielsweise, dass die landwirtschaftlichen Fahrzeuge, die im Zusammenhang mit der in der Energielandschaft geplanten Biogas-Anlage die Gülle transportieren, auf Rapsöl umgerüstet werden", erklärte Michael Grehl von der Einheitsgemeinde dem TV nach der Veranstaltung.

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