Ein Ort zum Nachdenken - das soll der Samuel-Hirsch-Platz in Thalfang werden

Thalfang · Die Gestaltung des Samuel-Hirsch-Platzes in Thalfang ist auf der Zielgeraden. Mit dem Platz ehrt die Gemeinde den jüdischen Religionswissenschaftler und Rabbi, der aus Thalfang stammt. Anderswo ist der Mann allerdings weit bekannter.

 Elmar Ittenbach zeigt einen Entwurf einer Infotafel, die über Samuel Hirsch informieren soll. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Elmar Ittenbach zeigt einen Entwurf einer Infotafel, die über Samuel Hirsch informieren soll. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Foto: (m_huns )

Thalfang Eine kleine Hunsrückgemeinde ehrt einen in den USA bekannten Rabbiner - Nach rund zwei Jahren wird aus dieser Idee Realität: Der neue Samuel-Hirsch-Platz wird in Thalfang am 11. Juli feierlich eröffnet.
Mit diesem Platz erinnert der Ort an einen bedeutenden jüdischen Gelehrten, der in Thalfang geboren wurde. Elmar Ittenbach, Ideengeber und Initiator des Projekts, freut sich darüber, dass nun auch die Ministerpräsidentin Malu Dreyer zugesagt hat, zur Eröffnung zu kommen. "Damit erhält das natürlich ein besonderes Gewicht." Nicht nur Malu Dreyer ist eingeladen, auch Vertreter des Emil-Frank-Instituts in Wittlich, das sich mit der Erforschung der jüdischen Geschichte beschäftigt, der Rabbiner von Metz, Repräsentanten der Luxemburger Freimaurerloge und auch islamische Vertreter werden zu dem Festakt kommen. Aus Sicht Ittenbachs ist das ganz im Sinne von Samuel Hirsch, der sich zeit seines Lebens für "Freiheit, Humanität, Toleranz und Religion" eingesetzt habe.
Mit dem Platz neben dem Haus der Begegnung im Zentrum Thalfangs soll ein Raum geschaffen werden, der zum Nachdenken einlädt. Um den Platz entsprechend zu gestalten, hat die Gemeinde insgesamt 9500 Euro locker gemacht, wovon 7500 Euro von der Europäischen Union übernommen werden. In der Mitte wird eine Skulptur aus Edelstahl stehen, Tafeln am Platz und im Haus der Begegnung werden über Samuel Hirsch informieren.
Thalfangs Ortsbürgermeister Burkhard Graul begrüßt das Projekt, das der Gemeinderat einstimmig bschlossen hatte. Aus dem Haushalt des Ortes fließen nämlich, so Graul, nach Abzug des EU-Zuschusses, 2000 Euro in den Bau des Platzes.
Aber wer ist dieser Samuel Hirsch eigentlich? Tatsächlich ist der Mann, der am 8. Juni 1815 in Thalfang geboren wurde, in den USA und in jüdischen Gemeinschaften wesentlich bekannter als in seiner Heimat. Hirsch studierte in Bonn und Berlin, erhielt die Rabbinerausbildung in Metz. Schon zu dieser Zeit arbeitete er an der "Religionsphilosophie der Juden", dem ersten Band einer umfangreichen Forschungsarbeit. 1842 erhielt er an der Universität Leipzig den Doktortitel. Von 1843 bis 1866 war er Großrabbiner des Großherzogtums Luxemburg und schloss sich einer Freimaurerloge an.
Er heiratete und wurde Vater dreier Söhne. 1866 erhielt er einen Ruf als Rabbiner der Reformgemeinde in Philadelphia und wanderte in die USA aus, wo er seine Religionsphilosophie weiterentwickelte. Und mit dieser Philosophie wurde er in den USA berühmt, denn er war Mitbegründer des Reformjudentums, das sich für eine moderne, zeitgemäße Ausübung des Glaubens eingesetzt hat.Extra: DAS LEBEN VON SAMUEL HIRSCH


Der Rabbiner und Religionsphilosoph Samuel Hirsch wurde am 8. Juni 1815 in Thalfang geboren. Er heiratete Louise Micholis und wurde Vater dreier Söhne. Hirsch starb am 14. Mai 1889 in Chicago. Hirsch war Rabbiner, Religionsphilosoph und Vertreter des Reformjudentums zunächst in Deutschland, später dann in den USA.Extra: FÖRDERPROGRAMME DER EUROPÄISCHEN UNION


Das Leader-Programm der Europäischen Union dient der Förderung der Entwicklung im ländlichen Raum. In einem abgegrenzten Gebiet, der Leader-Region, arbeitet die sogenannte Lokale Aktionsgruppe (LAG) und ist verantwortlich, das regionale Entwicklungskonzept umzusetzen. In Deutschland arbeiteten in der Förderphase 2007 bis 2013 244 Leader-Regionen, zwölf davon in Rheinland-Pfalz (darunter Erbes - kopf, Hunsrück und Mosel). Europaweit waren über 2300 Leader-Regionen tätig. Das Budget betrug zwischen 2007 und 2013 14 Milliarden Euro.

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