Ein Plädoyer für die Dörfer

Rund 100 Teilnehmer haben bei der Regionaltagung am Erbes kopf über nachhaltiges Flächenmanagement in den Hunsrückdörfern diskutiert.

 Zwischen den Referaten tauschen sich die Teilnehmer der Regionaltagung im Hunsrückhaus untereinander aus. Hier lauschen Nikolaus Oleynizak vom Vermessungs- und Katasteramt Birkenfeld und Volker Hauschild von der dortigen Kreisveraltung den Ausführungen der Professoren Hans Dennhardt und Christian Küpfer (von links). TV-Foto: Ursula Schmieder

Zwischen den Referaten tauschen sich die Teilnehmer der Regionaltagung im Hunsrückhaus untereinander aus. Hier lauschen Nikolaus Oleynizak vom Vermessungs- und Katasteramt Birkenfeld und Volker Hauschild von der dortigen Kreisveraltung den Ausführungen der Professoren Hans Dennhardt und Christian Küpfer (von links). TV-Foto: Ursula Schmieder

Erbeskopf. Nicht jede Sichtweise findet ungeteilte Zustimmung. Doch aufmerksame Zuhörer sind allen Referenten bei der Regionaltagung im Hunsrückhaus am Erbeskopf gewiss. Dafür bürgt schon das diesjährige Thema "Auf dem Boden bleiben - nachhaltiges Flächenmanagement in den Hunsrückdörfern". Entsprechend verbindet die Teilnehmer - Ortsbürgermeister, Planer oder Landespfleger - vor allem e ines: Sie hoffen, Ideen mitnehmen können, wie sie Dörfer für die Zukunft fit machen können.Die Thesen von Dr. Hans Dennhardt, der auf eine gezielte Innenentwicklung setzt, treffen da den Nerv der rund 100 Forumsteilnehmer. Seine Empfehlung an die Kommunen: Dem Veröden der Ortskerne muss entgegengewirkt werden. In Kappel (Rhein-Hunsrück-Kreis) stünden bereits mehr als 30 Prozent der Gebäude leer, weiß der Professor von der Uni Kaiserslautern. Da nütze es dann auch nichts, Bauland vorzuhalten: "Die Nachfrage muss da sein, sie ist der Schlüssel."Auch umstrittene Ideen können helfen

Wichtig sei aber auch, der Konzentration qualifizierter Arbeitsplätze in den Ballungszentren zu begegnen. Sei es mit Alternativen für junge Menschen oder durch das Aufzeigen von Chancen für Winzer oder Tabakbauer, die vielleicht auf alternative Energien umsteigen könnten. Konzepte für eine Entwicklung der Dorfkerne müssten zudem mit den Eigentümern entwickelt werden, die es aufzuklären gelte.Doch auch umstrittene Ideen können helfen, Dörfer voranzubringen. So etwa möglicherweise "Handelbare Flächenausweisungskontingente", die Referent Dr. Christian Küpfer als "Wortungetüm" bezeichnete. Bei einer verordneten Flächenbegrenzung könnten Kauf, Verkauf oder Tausch von Baulandkontingenten den Gemeinden auch Chancen eröffnen, ist der Professor der Wirtschafts-Hochschule Nürtingen überzeugt. In der Region scheint aber die Skepsis zu überwiegen. Die Gefahr sei zu groß, dass finanzstarke Kommunen andere an die Wand fahren könnten, spricht Tagungs-Moderator Volker Hauschild vielen Teilnehmern aus dem Herzen. Der Vertreter der Kreisveraltung Birkenfeld setzt eher auf Aktion: "Das Wichtigste ist, dass wir aufstehen und anfangen zu schaffen." Die jährliche Regionaltagung hat sich binnen sechs Jahren zu einem wichtigen Forum für den ländlichen Raum entwickelt. Dazu tragen auch die Veranstalter bei - Landeszentrale für Umweltaufklärung, Hunsrückhaus und Entwicklungsschwerpunkt Hochwald. Die aktuellen Themenvorschläge hat laut Peter Heil (Landeszentrale) Nikolaus Oleynizak vom Vermessungs- und Katasteramt Birkenfeld angeregt. Kommentaren der Teilnehmer nach zu schließen liegt er mit Schwerpunkten wie Flächennutzung, Weichenstellung oder "Die Zukunft der Dörfer beginnt im Kopf" richtig.Die Vorträge seien durchweg interessant, lobt Herbert Leyser aus Brücken. Jeder müsse sich halt das für ihn Wichtigste rausziehen. Für den Fachmann für Dorfentwicklung in der Verbandsgemeinde Birkenfeld steht jedenfalls fest: "Regionaltagungen sind ein Muss." In den vergangenen Jahren habe er viele Anregungen mitnehmen können. Kollege Wolfgang Brücher bestätigt, die thematisierte Innenentwicklung der Dörfer sei "eine große Aufgabe für die Zukunft". Bei Tagung und anschließender Exkursion hätten schon etliche Kontakte, etwa zu Planern, geknüpft werden können. Auch die Mitarbeiter des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Mosel führt mehr her als das rein berufliche Interesse. Es sei der ländliche Raum der Ressourcen liefere wie Luft, Wasser und Erholung, plädiert Endre Eszterle vom DLR Trier für den Flächenerhalt. Er steht auch hinter der Förderung von Landwirten. Diese "günstigen Landschaftsschützer" dürften nicht gezwungen werden, Höchstleistungen zu erbringen, um zu überleben.

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