Bernkastel-Kues Auch mit 80 Jahren ist Albert Thetard immer noch neugierig und wissbegierig. Auf der MS Wissenschaft informiert sich der Ürziger über Meere und Ozeane, die ja immerhin 70 Prozent der Erdoberfläche bedecken. Wie viele andere Besucher geht Thetard auf eine Forschungsexpedition.
Er erkundet Lebensräume wie Küste, Hochsee, Tiefsee oder Eismeer und erhält einen Einblick in die Arbeit von Forschern. Die Ausstellung auf dem umgebauten Frachtschiff zeigt, welche Bedeutung die Weltmeere für das Klima haben sowie ihre Rolle als Rohstoffquelle.
Mit einer speziellen Brille können Besucher durch ein tropisches Korallenriff tauchen. Und anschaulich wird ihnen gezeigt, was Plastikmüll den Gewässern und ihren Bewohnern antut - vor allem was den Abbau der Stoffe angeht.
Die gezeigten Exponate kommen direkt aus der Forschung - unter anderem von der Fraunhofer-Gesellschaft, der Helmholz-Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft sowie von Hochschulen. "Die spielerische Beschäftigung mit den Themen finde ich gut", sagt Albert Thetard. Die Natur interessiere ihn ganz allgemein. Deshalb sei der Besuch einer solchen Ausstellung für ihn Pflicht.
Sandro Langmann und Andy Rebmann könnten Thetards Enkel sein. Beide sind in der Gastronomie in Bernkastel-Kues tätig. Einen Teil ihres freien Tages nutzen sie zum Besuch des Schiffes, das im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unterwegs ist. Für sie ist wichtig, dass man an den einzelnen Stationen alles anfassen kann. Die Ausstellung rege zum Nachdenken an - speziell die von Plastikmüll ausgehende Gefahr.
Wer etwa wissen will, ist bei der fünfköpfigen Fachcrew in guten Händen. Studierende, zum Beispiel angehende Geografen, Meeresbiologen, Biologen und Meteorologen, sind jeweils mehrere Wochen an Bord. Katharina Kaufmann, angehende Lehrerin für Biologie und Geschichte ist eine von ihnen - und total begeistert von Bernkastel-Kues. Schulklassen sind eine wichtige Klientel an Bord. Sie an das Thema heranzuführen sei eine besondere Aufgabe.
Jeweils fünf Studierende sind im Wechsel auf dem Schiff, dass von April bis Oktober unterwegs ist. Sie wohnen zusammen und kochen zusammen. Das sei auch eine gute Lebenserfahrung, sagt Katharina Kaufmann. Die Mannschaft komplettieren Schiffsbesitzer Albrecht Scheubner mit seiner Frau und einem Steuermann.
Wo das Schiff festmacht, strömen die Besucher. Auch in kleinen Städten wie Bernkastel-Kues sind vierstellige Zahlen an der Tagesordnung. Früher war die Jenny als Frachtschiff unterwegs. Mittlerweile steht sie nur noch im Dienste der Wissenschaft. Scheubner, der aus Würzburg kommt, arbeitet gerne mit den jungen Leuten zusammen. Offiziell ist er Rentner. "Jetzt lebe ich mein Hobby."
Extra: ANFANG OKTOBER ENDET DIE TOUR

Die MS Wissenschaft ist etwa 100 Meter lang und zehn Meter breit. Sie ist bereits seit Jahren als Wissenschaftsschiff auf Flüssen in Deutschland und im angrenzenden Ausland unterwegs. In Bernkastel-Kues legte sie auch schon mehrfach an, unter anderem mit einer Ausstellung über Mathematik. Das Motto "Meere und Ozeane" zieht sich aktuell über zwei Jahre. 2016 war die Jenny im Norden und Osten Deutschlands unterwegs, 2017 im Süden und Westen. Von Bernkastel-Kues ging es an den Rhein. Es folgen Städte an Neckar, Main und Donau. Anfang Oktober endet die Tour im bayerischen Straubing.