Ein Standbein bricht weg

MORBACH. Bisher gab es nur Gerüchte. Doch jetzt bestätigte der Landesverband des Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) gegenüber dem TV die Absicht, die Morbacher Jugendherberge endgültig zuzumachen. Bürgermeister Gregor Eibes will alle Hebel in Bewegung setzten, um dies zu verhindern.

Wer das rege Treiben in der und rund um die Morbacher Jugendherberge kennt, ist in diesen Tagen überrascht. Auf dem Parkplatz vor dem Haus herrscht gähnende Leere. Die Grünfläche samt Tischtennisplatte ist völlig verwaist. "Seit Ende November ist die Morbacher Jugendherberge definitiv geschlossen", teilte der Marketingleiter Wim Smet von den Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und im Saarland mit. Als Begründung nannte er einen "hohen Sanierungsbedarf". Die Höhe bezifferte er gegenüber dem TV nicht. Der DJH-Landesverband hatte, so Smet weiter, nach Lösungen gesucht, um das Haus, das in diesem Jahr 75. Jubiläum gefeiert hätte, für die Zukunft aufrecht zu erhalten. Es habe sich allerdings kein Weg abgezeichnet, das Haus wirtschaftlich weiterzuführen und mittelfristig eine Sanierung vorzunehmen. Deshalb habe man den Morbacher Standort aus dem Angebot genommen. Nach Auskunft von Smet wird die Morbach Immobilie voraussichtlich verkauft. Genauere Informationen kann er derzeit nicht geben. Bürgermeister Gregor Eibes ist sauer: "Wir haben in dieser Woche eine lapidare Faxmitteilung bekommen, dass die Morbacher Jugendherberge schließt." Es gebe derzeit keine Herbergseltern. Dann könne man auch zumachen, beschrieb der Rathaus-Chef, der sich am Freitag auf Dienstreise befand, den Inhalt des Schreibens überspitzt.Stellen der Herbergseltern vakant

Allerdings hatte die Organisation vor einigen Monaten bereits das Gespräch mit der Gemeinde im Zusammenhang mit einer angedachten Renovierung gesucht. Damals habe der Träger, so Eibes, von einem Sanierungsbedarf von 1,5 Millionen Euro gesprochen. Ein Drittel davon, so stellte man es sich nach TV -Informationen vor, solle die Gemeinde Morbach tragen. Ob und wann renoviert werde, dazu könne er derzeit nichts sagen. Der Landesverband habe damals zugesagt, vor einer Entscheidung erneut mit der Gemeinde in Kontakt zu treten. In der Zwischenzeit hatte der Träger die Stellen der Herbergseltern neu ausgeschrieben. Michael Jutzi und Karin Reichert, die bislang diese Funktion innehatten, übernehmen aller Voraussicht nach vom kommenden Januar an in eigener Regie das Kreisjugendzentrum, das ebenfalls bislang vom Jugendherbergsverband betrieben wurde. Denn auch diesen Standort hat der Verband aufgegeben (der TV berichtete). Die Jugendherberge sei eine "wichtige touristische Einrichtung für Morbach", so Eibes weiter. Eine Schließung der Einrichtung mit 83 Betten gehe für die Gemeinde Morbach mit Kaufkraftverlust einher. Auch die touristischen Einrichtungen wie die Museen hätten von ihr profitiert. "Die Jugendherberge ist eines der Standbeine des Morbacher Fremdenverkehrs", machte auch Karl-Heinz Erz, der Morbacher Tourismus-Chef deutlich. In 2003 gab es dort 11353 Übernachtungen, in "Glanzzeiten" seien es bis zu 14 000 gewesen. Dass es keine Möglichkeit gibt, das Haus wirtschaftlich weiterzuführen, diese Aussage zweifelt sein Chef im Rathaus angesichts der Übernachtungszahlen an. Auch die Sanierungssumme von 1,5 Millionen erscheint ihm "relativ hoch gegriffen". Schließlich müsse die Frage erlaubt sein, ob in einer derartigen Einrichtung ein Hotelstandard zwingend sei. Die Vorgehensweise des Verbandes hält Eibes für "keinen guten Stil". "Wir werden das nicht widerspruchslos hinnehmen", kündigte er an. In den nächsten Sitzungen von Orts- und Gemeinderat steht das Thema auf der Tagesordnung.

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