Ein Unterrichtsraum, zwei Lehrpläne

Ab dem Schuljahr 2009/2010 startet die Grundschule Morbach als Schwerpunktschule durch. Kinder mit Beeinträchtigungen können dann ebenfalls in Morbach die Schulbank drücken, wenn ihre Eltern das wünschen (siehe Extra).

 Dass ihre Schule Schwerpunktschule wird, ist nicht nur Neuland für die Morbacher Grundschüler: im Bild Pascal Rossol, Adrian Mohr, Robin Wannemacher und David Peters (von links). Auch das Kollegium um Rektorin Frauke Lörsch muss sich darauf noch einstellen. TV-Foto: Ursula Schmieder

Dass ihre Schule Schwerpunktschule wird, ist nicht nur Neuland für die Morbacher Grundschüler: im Bild Pascal Rossol, Adrian Mohr, Robin Wannemacher und David Peters (von links). Auch das Kollegium um Rektorin Frauke Lörsch muss sich darauf noch einstellen. TV-Foto: Ursula Schmieder

Morbach. Der Morbacher Grundschule stehen bedeutsame Veränderungen ins Haus. Ab dem kommenden Schuljahr wird die Ganztagseinrichtung Schwerpunktschule. Ziel ist es, Kindern mit Beeinträchtigung den Schulbesuch an Ort und Stelle zu ermöglichen. Die Eltern selbst können entscheiden, ob sie ihr Kind in einer Förder- oder in einer Schwerpunktschule anmelden. Ausgenommen sind nur verhaltensauffällige Kinder.

Aktuell gibt es in Rheinland-Pfalz 159 Schwerpunktschulen - darunter die Hauptschule Bernkastel-Kues sowie Grundschulen in Wittlich und Zeltingen-Rachtig. Etwa 60 Prozent der Standorte sind Grundschulen, die übrigen Schulen der Sekundarstufe I. Wer Schwerpunktschule wird, bestimmt das Bildungsministerium.

Rektorin Frauke Lörsch sieht der Neuerung erwartungsvoll entgegen. Es sei toll, dass Kinder mit einer Lernbeeinträchtigung mit Gleichaltrigen aufwachsen könnten: "Und dass sie gegenseitig voneinander lernen können, steht ja außer Frage."

Für das Kollegium wird sich ab dem Sommer indes einiges ändern. Denn der Unterricht ist künftig so zu gestalten, dass die Lehrer allen Kindern gerecht werden. Es gibt zwei verschiedene Lehrpläne: einen für die regulären Schüler und einen für die Kinder mit Beeinträchtigung. Denn die besonders zu fördernden Schüler werden nicht separat unterrichtet, sondern mit ihren Klassenkameraden im gleichen Unterrichtsraum.

Damit das auch funktioniert, erhalten Schwerpunktschulen zusätzliche Lehrkräfte. Selbst wenn nur ein Kind mit Beeinträchtigung angemeldet werden sollte, wird der Schule laut Lörsch eine ganze Förderlehrerstelle zugestanden. Plus eine halbe pädagogische Stelle sowie zusätzliche "Rucksackstunden" pro besonders gefördertem Kind. Voraussetzung ist aber, dass die Beeinträchtigung bereits zuvor attestiert ist.

Außerdem muss die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier der Anmeldung an einer Schwerpunktschule zustimmen. Da die Erstklässler für das kommende Schuljahr bereits angemeldet sind, hätten laut Lörsch eigentlich bereits Hinweise auf eine Beeinträchtigung eingehen müssen. Aber bisher sei die Öffentlichkeit ja noch nicht informiert. Bis Weihnachten müsse das aber laufen, betont sie die Dringlichkeit. Begonnen werde übrigens mit den künftigen ersten Klassen. Ältere Kinder profitierten nicht mehr von der Schwerpunktschule.

Ob auch die Integrierte Gesamtschule (IGS) Morbach Schwerpunktschule werden wird, ist laut Morbachs Bürgermeister Gregor Eibes noch nicht endgültig geklärt. Nach einer gewissen Anlaufzeit sei das aber sicher zu überlegen. Zuerst gelte es aber, die IGS als Schule zu festigen. Zuvor müssten zudem in der Grundschule die baulichen Voraussetzungen für eine Schwerpunktschule geschaffen werden. Grundsätzlich sieht Eibes integrative Schulen als "gute Sache", die für Kinder mit Beeinträchtigung von Vorteil sei.

Extra: Wer profitiert von Schwerpunktschulen? Kinder mit Förderbedarf beim Lernen, in der Sprache, in der motorischen Entwicklung oder in der ganzheitlichen Entwicklung (geistige Beeinträchtigung). Außerdem können Seh- oder Hörgeschädigte eine Schwerpunktschule besuchen. Kinder, die völlig blind oder taub sind, werden allerdings weiterhin speziell ausgestattete Schulen besuchen. (urs)

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