Ein anderes Bild des Iran

MORBACH/UNTER-SCHLEISSHEIM. (jea) "Nicht ohne meine Tochter" – dieses Buch prägte jahrelang die Sicht auf das Leben einer westlichen Frau im Iran. Den Gegenentwurf hat eine gebürtige Morbacherin zu Papier gebracht. In "Nicht ohne meinen Mann" berichtet Justine Harun-Mahdavi von ihrer Zeit im Iran vor der Revolution.

Von der Enge des Hunsrücks in die Weite Persiens - Justine Harun-Mahdavi hat diesen Schritt in den 60er-Jahren gewagt. Geboren ist sie in Morbach, aber während ihrer Ausbildung zur Kinderkrankenschwester am Klinikum hat sie in Idar-Oberstein gelebt. Solange, bis sie ihren Ehemann Massoud kennen lernte, mit ihm zunächst nach München und dann in den Iran ging. Das Geburtsland ihres Ehemanns Massoud ist elf Jahre lang zu ihrer zweiten Heimat geworden. Ihre Erlebnisse an der Seite des iranischen Politikers während der Schah-Zeit und die gemeinsame Flucht vor der islamischen Revolution zurück nach Deutschland hat sie in ihrem Buch "Nicht ohne meinen Mann" verarbeitet. Der Titel ist bewusst gewählt als Kontrapunkt zu Betty Mahmoodys "Nicht ohne meine Tochter": "Ich habe mich über das Buch sehr geärgert", sagt die heute 61-Jährige. "Es hat mich betroffen gemacht, was sie über den Iran geschrieben hat." Daher beschloss sie, ihre eigenen, komplett anderen Erlebnisse zu Papier zu bringen. In dem Buch berichtet sie von der Herzlichkeit, mit der sie in Persien aufgenommen wurde. Sie zeichnet ein Bild eines westlich orientierten, offenen und gar nicht islamistischen Irans vor der Revolution. Ihre Aufzeichnungen starten allerdings mit dem Schrecken, den sie am Ende ihrer Zeit im Iran erleben musste, dem Beschuss ihrer Teheraner Wohnung durch Revolutionäre. Ein Angriff auf ihren Mann Massoud, der unter dem Schah mehrere politische Ämter inne hatte und in den Anfängen der Revolution sogar Regierungsmitglied wurde. Ausgehend von diesem Ereignis erinnert sie sich an ihre Jahre, die sie im Iran verlebt hat, zurück. Erzählt, wie ihre große Liebe zu Massoud bei einer Zufallsbegegnung auf einer Münchener Straße begann, von der Fahrt in den Iran, wo sie sich bald sehr viel mehr zu Hause fühlte als in Deutschland. An vielen Stellen wird ihre Autobiografie richtig spannend, etwa wenn sie von den Intrigen gegen ihren Mann berichtet. Besonders interessant sind die Passagen, in denen Harun-Mahdavi Parallelen zur heutigen Iran-Politik zieht, erklärt wie die Revolution möglich wurde, wie viel Hoffnung die Iraner aber auch in Revolutionsführer Khomeini gesetzt haben. Auch wenn sie bereits seit mehr als 25 Jahren in Deutschland lebt, hält sie doch immer noch Kontakt zu ihrer zweiten Heimat. In die alte, den Hunsrück, kommt sie seit dem Tod der Mutter nur noch selten: "Der ist ein bisschen in die Ferne gerückt.". Justine Harun-Mahdavi: Nicht ohne meinen Mann. Casimir Katz Verlag, ISBN 3-938047-11-9, 24,80 Euro.

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