Eine Gemeinde auf dem Abstellgleis

Der Entwurf des Landesentwicklungsprogramms zeigt Wirkung. Mit dem Ziel eines Mittelzentrums zwischen Kirchberg und Hermeskeil vor Augen spricht sich Thalfang für eine Kooperation mit den Nachbarn aus.

Thalfang. (urs) Die Verbandsgemeinde Thalfang will sich nicht abhängen lassen vom rheinland-pfälzischen Landesentwicklungsprogramm (LEP IV). Der "Weiße Fleck" im Entwurf des Innenministeriums zielt offensichtlich darauf ab, die Region zwischen den künftigen "Mittelzentren" Kirchberg und Hermeskeil aufs Abstellgleis zu rangieren.Welche Bedeutung die Verwaltung dem Entwurf beimisst, zeigt sich daran, dass der Haupt- und Finanzausschuss darüber ausnahmsweise öffentlich beraten hat. Denn in der Regel tagen die Mitglieder des Gremiums hinter verschlossenen Türen. Den Raum ans europäische Netz anbinden

Ausschussmitglied Reinhard Manz wundert sich, dass im LEP IV mit zweierlei Maß gemessen wird. "Sehen Sie nicht in Richtung Morbach die gleichen Effekte wie in der Verbandsgemeinde Kirchberg?", fragt er Robert Freisberg, Experte vom Referat Landesplanung im Mainzer Innenministerium. Durch die Nähe von Morbach und Thalfang zu Luxemburg biete sich wie auch über den Hochmoselübergang die Chance, den Raum "ans europäische Netz anzubinden". Für Freisberg besteht die Anbindung zum Hahn jedoch aus der "Hauptachse B 50 zu Mainz". Was die Kooperation von Rheinland-Pfalz und Europa betreffe, so sei diese im LEP IV bereits dargestellt. Bei den Mittelzentren gehe es aber um die direkte Versorgung der Menschen. Dabei spielten Faktoren wie Krankenhaus oder weiterführende Schulen eine Rolle. Dass Kirchberg auch ohne diese Mittelzentrum werden soll, begründet er mit der Sonderentwicklung um den Flughafen Hahn.Für Geron Haumann (CDU) scheinen damit die Erfolgsaussichten des von Thalfang anvisierten "Schulterschlusses mit Morbach" zu schwinden. Die Frage sei wohl nur, ob man sich als künftiges "Grundzentrun" nach Hermeskeil oder Bernkastel orientieren müsse. Als "Teufelskreis für Thalfang" bezeichnet Haumann, dass nur Gemeinden mit einem Haltepunkt im Rheinland-Pfalz-Takt sowie prognostiziertem Bevölkerungszuwachs eine Entwicklungschance haben sollen. Wer nicht an den Öffentlichen Personennahverkehr angeschlossen sei, könne sich verabschieden von der Entwicklung.Bürgermeister Dellwo will Stellungnahme abgeben

"Da werden uns alle Gestaltungsmöglichkeiten genommen", pflichtet Christel Wieck (FDP) bei. Haumann drängt darauf, dass die Verbandsgemeinde eine umfassende Stellungnahme abgibt: "Wir sollten auf jeden Fall einen Antrag stellen, Mittelzentrum zu werden", spricht er auch eine eventuelle Zusammenarbeit mit Morbach an. Außerdem müsse auf die Entkopplung der kommunalen Entwicklung vom "Takt" hingearbeitet werden.Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo will in den nächsten Wochen Kooperationsmöglichkeiten mit Morbach oder Hermeskeil prüfen. Gleichzeitig appelliert er an Mainz, den Blick nicht nur ins Rhein-Main-Gebiet zu richten, sondern auch in den Südwesthunsrück mit den angrenzenden europäischen Nachbarn. In die Stellungnahme sollten zudem sämtliche "Pfunde der VG" einfließen, etwa das Erholungsgebiet Erbeskopf, der Faktor Gesundheit oder regenerative Energien.

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