Veitsrodt. (red) Kreishandwerksmeister Eric Aulenbacher hatte sich in Rage geredet. Die auf 19 Prozent gestiegene Mehrwertsteuer ist ihm ein Dorn im Auge: Sie gefährde die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Betriebe, protestierte er bei der Eröffnung der zehnten Aktionstage des Handwerks im Rahmen des Veitsrodter Herbstmarkts. Während in Nachbarländern wie Frankreich unter anderem für den Wohnungsbau reduzierte Mehrwertsteuersätze gelten, habe Deutschland sich vor zwei Jahren gegen den "Feldversuch" ausgesprochen. Für Aulenbacher ein Widerspruch zum Klimaschutzprogramm: auf der einen Seite der Kohlendioxid-Ausstoß, der zu 40 Prozent in Gebäuden verursacht werde, auf der anderen Seite ihre Weigerung, den reduzierten Mehrwertsteuersatz anzuwenden. Im Wettbewerb ist für ihn "eine einheitliche europäische Regelung unerlässlich". Ein Richtlinienvorschlag der EU von Juli 2008 will die bisher befristete Regelung für reduzierte Mehrwertsteuersätze auf arbeitsintensive Dienstleistungen dauerhaft festlegen.

Seine Worte galten vor allem den beiden Bundestagskandidaten, die zur Eröffnung gekommen waren. Während Fritz Rudolf Körper (SPD) ebenso wie sein Parteikollege, der Landtagsabgeordnete Hans Jürgen Noss auf Abschreibungsmöglichkeiten hinwies, setzt Julia Klöckner (CDU) auf die finanzielle Unterstützung der Energieberatung. Sie müsse mehr in die Fläche gehen, Konzepte müssten vor Ort entwickelt werden. Landrat Axel Redmer wies auf den "sozialen Brennstoff" der gestiegenen Energiepreise hin: "Früher waren das nichts weiter als Nebenkosten, heute stellen sie eine Art von Miete dar." Im Energieverbrauch müsse "entschlossen und weitreichend umgesteuert werden".

Seit zehn Jahren gehören die Aktionstage des Handwerks zum festen Bestandteil des Herbstmarkts. Energiesparen war in dieser Zeit immer wieder Thema der Aussteller. Diesmal hatte die Kreishandwerkerschaft die Veranstaltung angelehnt an die Energiesparmesse im April, an der ihre Mitgliedsbetriebe ebenfalls beteiligt waren.

Von ausreichend erneuerbarer Energie von oben profitierte der Herbstmarkt: Die Sonne strahlte und lockte auch am Sonntag massenweise Besucher auf das Festgelände. Fürs Kutschentreffen hatten sich 25 Teilnehmer gemeldet, die zunächst um das Dorf zogen und dann auf den Parcours der Pferderennbahn gingen. Die Hundemeute Rheinland führte eine Schleppjagd mit Pferden vor, und eine spanische Reitschule zeigte ebenfalls eine gelungene Darbietung.