Eine alte Liebe ohne Grenzen

ERBESKOPF. Die Grenze zwischen diesseits und jenseits des Idarwaldes ist nicht nur in der Geschichte oder den Köpfen der Menschen begründet. Auf seinen täglichen "Grenzgängen" hat Förster Michael Veeck auch die Bundesstraße von Morbach nach Birkenfeld als eine nicht zu unterschätzende Grenze ausgemacht.

Tag für Tag pendelt Michael Veeck über eine imaginäre Grenze. Den zweimaligen täglichen Wechsel von der einen zur anderen Seite des Idarwaldes empfindet der Förster des Forstamtes Dhronecken jedoch weniger als Grenze. Die dazwischen liegende Bundesstraße dafür umso mehr. "Für mich ist die B 269 eine Grenze", gesteht der Waldpädagoge des Hunsrückhauses. Und das sei schon seit seiner Kindheit im nahe gelegenen Leisel so.Bundesstraße als Grenze für die Tierwelt

Heute empfinde er die Grenze sogar fast noch stärker. Denn als Kind war der Erbeskopf für ihn ganz nah: "Da bin ich als Junge auf dem Hintern die Piste runter gerutscht." Inzwischen sieht er dort sogar eine Barriere für die Tierwelt. Die schnell befahrene Straße sei wegen der Gefahr, die von ihr ausgehe, eine Grenze, an der sich die Tiere orientierten. Täglich legt der 42-Jährige rund 50 Kilometer pro Wegstrecke von seinem Wohnort an der Nahe bis zum Erbeskopf zurück. Bis nach Dhronecken sogar 60. Weshalb ihm die Unterschiede der Landschaftsbilder, die er beide liebt, besonders auffallen. "Ich schätze die weitläufigen Waldbereiche, liebe die zusammenhängenden Waldkomplexe", schwärmt er von der Umgebung des Erbeskopfes, bei der die Fichten-Monokulturen auffällig seien. Dazu die Tierwelt mit dem stark präsenten Rotwild und den hier noch in freier Wildbahn heimischen Wildkatzen, die ansonsten vom Aussterben bedroht sind. Doch wie in Landschaft und Tierwelt macht der Förster auch bei Leuten hüben wie drüben - sprich im Birkenfelder Raum und entlang der Nahe - Unterschiede aus. So wundert er sich, das sich der Kreis Birkenfeld nicht stärker am Erbeskopf engagiert, obwohl dieser doch so nahe ist. Und diesseits der "Grenze": "Manchmal hab ich den Eindruck, dass die Menschen hier ein bisschen verschlossener sind." Was jedoch auch einfach am Unterschied städtisch/ländlich liegen könne. Als Beispiel führt Veeck die anfängliche Skepsis gegenüber seiner Funktion als Hunsrückhaus-Waldpädagoge an. Während in seinem vorherigen Arbeitsumfeld in Bad Sobernheim damit locker umgegangen worden sei, habe hier die abwartende Frage "was ist denn das?" im Vordergrund gestanden. "Es hat eine gewisse Zeit gedauert, bis die Leute sich damit anfreunden konnten", erinnert er sich. Daher freut er sich natürlich umso mehr, dass heute meditative Führungen wie Herbstwanderungen oder die Baum- und Naturbetrachtungs-Exkursion "Piktors Verwandlungen" gut besucht sind. Die Resonanz ermutige zum Weitermachen.Eine ihm auf den Leib zugeschnittene Stelle

Mit dem Hunsrückhaus verbindet Veeck eine Art Seelenverwandtschaft. "Ich war fasziniert von dem Haus", erinnert er sich an seinen ersten Aufenthalt im Rahmen eines Umweltbildungs-Angebotes. Als dann vor etwa drei Jahren die Stelle ausgeschrieben wurde, die geradezu auf ihn zugeschnitten zu sein schien, nutzte er die Chance. Ein Schritt, den er bisher nicht bereut hat. Denn: "Das Haus ist mir wichtig." Es sei schon etwas Besonderes hier zu arbeiten. Hinzu komme die harmonische Zusammenarbeit mit den Kollegen - im Hunsrückhaus wie in Dhronecken. "Ich fühl mich im Forstamt sehr wohl", sagt Veeck und ist dankbar dafür, dort "gut aufgehoben" zu sein. Dennoch wird er seinen Wohnsitz an der Nahe beibehalten. Was nichts mit imaginären Grenzen zu tun hat, sondern lediglich mit dem Gefälle der Immobilienpreise.Der nächste Kandidat der TV -Grenzgänger-Serie ist derBirkenfelder Siegfried Warth vom Morbacher Telefon-Museum.

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