Einige Jahre zurück

Die Diskussionen der vergangenen Wochen - sei es um Hochmoselübergang, Startbahnverlängerung oder Lidl-Ansiedlung - haben gezeigt, dass die Mehrheit der hiesigen Bevölkerung, die sich ja in den Beschlussgremien widerspiegelt, den Wandel der Zeit nicht wahrgenommen hat.

Ohne sorgfältige Bestandsaufnahme verfahren wir noch nach dem Motto: "Weiter so Deutschland! Nur Wachstum ist gefragt!" Mahner wie Ludwig Erhard mit seinem "Maßhalten", der Club of Rome mit "Mit den Grenzen des Wachstums", Rahel Carlsen mit "Der stumme Frühling", Franz Alt mit seinem ständigen Mahnungen, José Bové und sein "Die Welt ist keine Ware", Konrad Lorenz mit "Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit", Michail Gorbatschow mit "Mein Manifest für die Erde" und viele andere mehr haben uns die Vergänglichkeit der Natur bereits gezeigt. Oder die vielen Menschen, die sich in Attac oder dem grünen Kreuz zusammen geschlossen haben, um auf die unübersehbaren Veränderungen in unserer Umwelt und damit unserer Lebensbedingungen aufmerksam zu machen, werden nicht wahrgenommen oder sogar angefeindet. Wasser, vielleicht in Zukunft ein Problem für die Mosel - obwohl es zuerst bei uns auf den Höhen vorbeifließt - wird für uns erst ein Begriff, wenn die Quellen im Hochwald versiegen. Borkenkäfer, Schnecken und Wildschweine aber zeigen uns, dass wir auch in Morbach nicht auf einer Insel leben. Mag auch die, in der zurückliegenden Gemeinderatssitzung so lobend herausgestellte Vorsorge vergangener und aktueller Gemeinderäte zu dem nicht übersehbaren wirtschaftlichen Aufschwung in Morbach geführt haben, der uns sogar zum Neidfaktor für andere Gemeinden macht - in Fragen der Waldwirtschaft und der Forstwirtschaft liegen wir um einige Jahre zurück. Für die Gemeinde wie für die hiesige Holzwirtschaft, aber auch für das Land, waren die Belange des Marktes immer wichtiger als die des Waldes. Die Entdeckung und Nutzbarmachung gut eingelagerter fossiler Rohstoffe, die letztlich auch Produkte vorzeitlicher Wälder sind, haben unserem Wald heute wirtschaftlich den Rang abgelaufen und ins ökonomische "Aus" gedrängt. Über deren Nachhaltigkeit machen wir uns aber keine Gedanken - so lange der Vorrat reicht und sie kostengünstig zu erwerben sind. Allerdings steigert ihre Entdeckung den ökologischen Wert unseres Waldes um ein Vielfaches. Erich Gauer Morbach-Hoxel

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