Eklat-Sitzung mit Nachspiel

THALFANG/TRIER. (iro) Die Eklat-Sitzung des Thalfanger VG-Rats wird möglicherweise ein Nachspiel haben: Die SPD-Ratsfraktion hat wegen eines Nazi-Vergleichs Anzeige gegen Richard Pestemer erstattet (der TV berichtete). Die Vorfälle schlugen Wellen bis nach Trier. Beim Regionalen Klimagipfel, von Pestemer koordiniert, trat der FWG-Fraktionsvorsitzende nach außen nicht in Erscheinung.

"Wie die Nazis" hatte Richard Pestemer, Fraktionsvorsitzender der FWG, in einer turbulenten Sitzung gesagt, als Mitglieder der SPD-Fraktion einen Offenen Brief der FWG an Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo zerrissen hatten. "Die ungeheuerliche Beleidigung nehmen wir nicht hin", begründete SPD-Fraktionssprecherin und Landtagsabgeordnete Bettina Brück die Anzeige. Eine Entschuldigung sei bis heute nicht erfolgt. Pestemer selbst will seinen "überharten Konter" als Notbremse verstanden wissen, um weiteren Provokationen einen Riegel vorzuschieben. In der Situation "drängte sich mir spontan und unbewusst das Bild von Tumulten im Weimarer Parlament auf, wo auch Dokumente von den Nazis durch die Luft geworfen und zerrissen wurden", teilte er dem TV mit. In der Betrachtung des Eklats dürfe der "Akt des Zerreißens" und "das Nicht-Eingreifen" des Bürgermeisters nicht ausgeblendet werden. Um künftig einen anderen Stil praktizieren zu können, ist Pestemer zu einem Gespräch mit den Kontrahenten unter der Moderation eines Unparteiischen bereit. Für Irritationen in diesem Zusammenhang sorgte auch ein Leserbrief von Siegfried Wieck, der irrtümlicherweise mit dem Vornamen Siegried veröffentlicht wurde: "Dass Schriften öffentlich zerrissen und auf den Boden geworfen werden, hat in Deutschland Tradition", hatte der Thalfanger, übrigens Ehemann der FDP-Fraktionsvorsitzenden Christel Wieck, geschrieben. Eine Äußerung, die dem SPD-Ratsmitglied Dietmar Jäger rätselhaft bleibt. Wenn Wieck allerdings etwas suggerieren wollte, was mit dem Nazi-Vergleich in Zusammenhang gebracht werden soll, hält er dies für "unverantwortlich und unverschämt". Den Angriff Pestemers nimmt Jäger auch persönlich. Immerhin habe er sich in den 80-er Jahren intensiv mit den Nationalsozialismus, unter anderem dem KZ Hinzert, beschäftigt. Die Vorgänge in Thalfang schlugen Wellen bis nach Trier. Pikanterweise hatte ausgerechnet ein prominenter Sozialdemokrat die Schirmherrschaft beim Regionalen Klimagipfel, einer Veranstaltung, bei der Pestemer als Koordinator fungiert. Klaus Jensen, designierter Oberbürgermeister der Stadt Trier, sah in dieser Konstellation kein Problem. Denn Veranstalter seien der Verein Lokale Agenda 21, die Vereinigung Bürger für Bürger und der Asta der Universität Trier. Seine Rolle als Koordinator habe Pestemer laut Jensen öffentlich nicht wahrgenommen, um die Veranstaltung nicht zu gefährden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort