Elektronik ersetzt den Menschen

GIELERT. (jolo) Aus einer mehrwöchigen krankheitsbedingten Vertretung im Frühjahr 2000 wurden dreieinhalb Jahre. Fritz Zimmermann läutete die Gielerter Dorfglocke - mittags, abends und wenn jemand gestorben war. Doch seit wenigen Tagen wurde seine Tätigkeit von hochmoderner Technik ersetzt.

Der alte Mann schaut auf die Uhr. Der kleine Zeiger weist auf die Sechs, der große steht kurz vor der Zwölf. Obwohl Fritz Zimmermann mittags noch in Bäsch bei seiner Tochter beim Kartoffelnausmachen half, steht er pünktlich um 18 Uhr vor dem Gielerter Glockenturm, um die Glocke zu läuten. Und das dreieinhalb Jahre lang. Der 82-Jährige ist weit und breit der Einzige, der das Glockenseil mindestens zweimal täglich noch per Hand bewegte. Das 175-Seelendorf besitzt wie viele kleine Hunsrückgemeinden, die keine eigene Kirche haben, einen Glockenturm mit Geläut. Und das seit 1849. Die jetzige Glocke stammt aus dem Jahr 1950 und kommt aus Saarburg.Seit dieser Woche wird elektronisch geläutet

Fritz Zimmermann läutete sie sommers um 12 und 18 Uhr, im Winter abends schon um 17 Uhr. Wenn jemand gestorben war, wurde ebenfalls geläutet. Allerdings erst dann, wenn alle im Dorf die Todesnachricht erhalten hatten. Kurios: Selbst in Zeiten der Gleichberechtigung wurde beim Tode eines Mannes drei Mal, wenn eine Frau gestorben war, jedoch nur zwei Mal geläutet. "Früher, als die Toten drei Tage zu Hause aufgebahrt waren, wurde am Tag der Beerdigung so lange gebimmelt, bis der Leichenwagen das Dorf verlassen hatte", erzählt Fritz Zimmermann. Seine Aufgabe hat nun Mitte der Woche eine elektronische Glockenläut-Anlage übernommen, nachdem Fachleute aus dem Saarland empfohlen hatten, die Einstellung des Handläutens aus sicherheitstechnischen Gründen aufzugeben. Das hieß für die Gemeinde, dass die Holzkonstruktion des Glockenstuhls stabilisiert und die Aufhängung des Klöppels erneuert werden mussten. Anfang der Woche wurde nun die elektronisch gesteuerte und programmierte Glockenläutanlage angebracht. In der Wochenmitte nahm sie ihren Betrieb auf und bewegt jetzt die mehr als 50 Jahre alte Glocke jetzt wie von Zauberhand. Die bevorstehende Umstellung von Sommer- auf Winterzeit sollte glatt über die Bühne gehen, denn der "Befehl" auf Winterdienst umzuspringen, wurde ihr schon bei der Installation mit gegeben.

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