Eltern werden entscheiden

MORBACH. Kommt sie, oder kommt sie nicht? - Die Frage nach der Einführung einer Ganztagsschule stand erneut im Zentrum eines Informationsabends in Morbach. Eine endgültige Antwort gab es auch am Donnerstagabend nicht. Bürgermeister Gregor Eibes versicherte aber, "dass wir der Sache offen gegenüber stehen und die Entscheidung der Eltern abwarten".

Erregte Diskussionen, Wortgefechte und ein heftigesAufeinanderprallen von Gegnern und Befürwortern derGanztagsschule - so verlief vor vier Wochen eine von derSPD-Fraktion initiierte Podiumsdiskussion in Morbach. BeimInfo-Abend der Gemeinde blieb die Atmosphäre am Donnerstaghingegen nüchtern und sachlich. Das mag nicht zuletzt darangelegen haben, dass sich nur etwa 20 Zuhörer im Versammlungsraumder Baldenauhalle verloren. Zum anderen spielte dieses Mal auchdie Diskussion, ob das schon seit längerem praktizierte sogenannte "Morbacher Modell" mit einem freiwilligenNachmittagsangebot an zwei Tagen oder die von der Landesregierungim Sommer 2002 eingeführte Ganztagsschule die zukunftsweisendeAlternative in der Einheitsgemeinde sind, keine zentrale Rolle. Zunächst hatte Johannes Jung vom Mainzer Bildungsministerium in einem Vortrag über das Konzept der Ganztagsschule informiert und den Tagesablauf an einer solchen Einrichtung vorgestellt. Bezogen auf einen möglichen Standort in der Einheitsgemeinde sprach Jung mit Blick auf das bestehende "Morbacher Modell von "einer guten Grundlage, um zur Ganztagsschule aufzustocken". Dennoch kamen kritische Nachfragen. So wollte ein Zuhörer wissen, ob eine Ganztagsgrundschule in Morbach nicht zum Abzug von Schülern und somit zur Gefahr für den Fortbestand der Zwergschulen in Morscheid, Gutenthal und Haag werden könnte. "Diese touristischen Aktivitäten sind nach unseren Erfahrungen nicht groß. Die Eltern wollen ihre Kinder nämlich nicht weit fahren lassen", sagte Jung. Eine Antwort, mit der Eibes nicht ganz zufrieden war. Er betonte, dass die demographische Entwicklung in der Einheitsgemeinde auf einen drastischen Rückgang an Einschulungen hinauslaufe. "Für unsere kleinen Grundschulen könnte dann jeder Schüler, der diesen Tourismus wahrnehmen würde, Konsequenzen haben", sagte Eibes. Eine Mutter fragte zudem, wie gerade Grundschulkinder einen Acht-Stunden-Tag an der Schule aushalten könnten. Eine Sorge, die Jung mit dem Hinweis zu entkräften suchte, dass nachmittags an Ganztagsschulen ein ausreichendes Maß an Entspannungsphasen eingeplant sei. Wie schon vor vier Wochen, bekräftigte Eibes erneut seine persönlich kritische Haltung zum Thema "Ganztagsschule". "Die Landesregierung ist mit ihrem Konzept gesprungen, aber in der Mitte abgestürzt", sagte Eibes. "Konsequent wäre es, dass jedes Kind die Möglichkeit haben müsste, eine Ganztagsschule zu besuchen", nannte Eibes einen Kritikpunkt. "Das würde aber die Finanzkraft von Landesregierung und Schulträgern weit übersteigen."

An der offiziellen Haltung der Gemeinde hat sich jedoch nichts geändert. Man stehe der Einführung einer Ganztagsschule nach wie vor offen gegenüber, betonte Eibes. Zunächst soll jedoch die Bedarfserhebung in der Grundschule, der Hauptschule und den beiden ältesten Kindergartenjahrgängen abgewartet werden, die noch bis zum 7. April läuft. Sollte diese Umfrage die Mindestzahl an Interessenten (36 an der Grundschule - 54 an der Hauptschule) für eine Teilnahme ergeben, "dann wird sich der Gemeinderat der Sache annehmen", sagte Eibes. Noch vor der Sommerpause würde das Gremium dann eine Entscheidung fällen, da der Antrag für die Einführung einer Morbacher Ganztagsschule im Schuljahr 2004/05 bis zum 1. September 2003 dem Bildungsministerium vorliegen muss.

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