Erbeskopf contra Flughafen

HUNSRÜCK. Wird die Geschäftsstelle der Hunsrück-Touristik vom Erbeskopf auf den Flughafen Frankfurt-Hahn umziehen? Einen entsprechenden Vorstoß unternahm der Verbandsgemeinderat Simmern. Der Thalfanger Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo, Bürgermeister und Vorsteher des Zweckverbands Erbeskopf, ist darüber nicht glücklich.

Einstimmig beschloss der Verbandsgemeinderat Simmern in dieser Woche, für die nächste Sitzung der Gesellschafterversammlung der Hunsrück-Touristik GmbH den Antrag zu stellen, die Geschäftsstelle der Regionalagentur vom Hunsrückhaus zum Flughafen Frankfurt-Hahn zu verlagern. Begründet wird die Initiative mit Synergieeffekten. Rund vier Millionen abgefertigte Passagiere pro Jahr auf dem Airport "bieten Möglichkeiten, Tourismus, Kultur und Wirtschaft unmittelbar und persönlich zu bewerben". Wie ernst es dem Gremium ist, zeigt der letzte Satz des Antrags: Im Falle einer Ablehnung in der Gesellschafterversammlung behält man sich vor, die Mitgliedschaft zum nächstmöglichen Termin zu kündigen. Bereits vor vier Jahren war ein ähnlicher Antrag des Kreises Cochem-Zell in einer Aufsichtsratssitzung zurückgestellt worden. "Der Beschluss richtet sich nicht gegen das Hunsrückhaus", macht Manfred Faust, Stadt- und Verbandsgemeindebürgermeister von Simmern in Personalunion, im Gespräch mit dem TV deutlich. Doch der Sitz der Regionalagentur gehöre an den Flughafen, "um dort Flagge zu zeigen". Bei der Standortentscheidung habe man sich damals nicht durchsetzen können. Bei der Gründungsversammlung in Kastellaun 1997 war es in der Frage zum Patt gekommen. Das Los musste entscheiden. Ein Dreijähriger fungierte als "Glücksfee". Der Aufsichtsratsvorsitzende der Gesellschaft und Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises, Bertram Fleck, kann die Forderung, die Geschäftsstelle dort anzusiedeln, "wo im Hunsrück das Tor zur Welt ist", nachvollziehen. Gerade für die Kontaktpflege zu Reiseveranstaltern hält Fleck einen Sitz am Airport für besser geeignet. Die aktuelle Initiative missbilligt Fleck allerdings. Wenn jeder versuchen würde, nur die eigenen Ziele durchzusetzen, wäre man schnell am Ende. Seine Kollegin Beate Läsch-Weber in Bernkastel-Wittlich argumentiert ähnlich: "Die touristische Entwicklung des Hunsrücks kann wirkungsvoller beeinflusst werden, wenn sich die Gesellschafter gemeinsam der inhaltlichen Arbeit widmen." Sie sieht aktuell keinen Handlungsbedarf. Verschnupft reagiert der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Thalfang und Vorsteher des Zweckverbands Erbeskopfs: Die Vorgehensweise widerspreche vertraglichen Abmachungen, kritisiert Hans-Dieter Dellwo. Er könne sich keinen besseren Rahmenbedingungen als am Erbeskopf vorstellen. Enttäuscht zeigt er sich von der die Tatsache, dass er nicht vorab informiert wurde. Für Gregor Eibes steht die Frage im Vordergrund, wo die Agentur die größte Wirkung entfaltet. Zwar ist Morbachs Bürgermeister davon überzeugt, dass man der Entwicklung am Hahn Rechnung tragen muss. Doch er hält es für sinnvoller, die Frage zunächst mit denen zu erörtern, die vor neun Jahren zur "Erbeskopf-Fraktion" gehört hatten. Deutlich bezieht Michael Hülpes, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hermeskeil, Position: Aus seiner Sicht ist es "verständlich und richtig", den Umzug zu fordern, weil dort die Touristen ankommen. Der Vorteil für die Region sei größer, wenn die Touristen dort "auch in unseren Bereich geschleust werden".

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