Erinnerung an Notzeiten

Heinzerather /ELZERATH. In unserer Serie "Dorfgeschichten" erzählen Leser Anekdoten oder erinnern an historische Ereignisse aus ihrer Heimat. Im heutigen Teil geht es um ein Wegekreuz in der Gemarkung Elzerath.

Außer dem Marianischen Jahr 1954 sind fast alle Wegekreuze, Bildstöcke und Heiligenhäuschen in unserer Landschaft durch einen plötzlichen Tod oder in Erfüllung eines Gelübdes unserer Vorfahren entstanden. Wie aus der Heinzerather Schulchronik hervorgeht, ist das jetzt in der Gemarkung Elzerath errichtete Wegekreuz aus einem anderen Anlass errichtet worden. Neuer Standort nach Zweitem Weltkrieg

"Um das Jahr 1840 herum, als Hunger und Not bei der Bevölkerung der hiesigen Dörfer herrschte, verließen manche ihre Heimat und zogen nach Brasilien. So auch Familie Henses. Sie ließ vor ihrer Abreise nach Amerika ein Holzkreuz mit der Inschrift: IN CRUCE SALUS (Im Kreuz ist Heil) unterhalb des Dorfes errichten. Die Familie kam in Amerika zu Wohlstand und veranlasste, dass auch andere Mitbürger nachzogen". Ursprünglich stand die sakrale Hinterlassenschaft, die uns an die große Auswanderungswelle nach Amerika um die Mitte des 19. Jahrhunderts im Hunsrück erinnert, oberhalb vom Elzerather "Kläppche", einer Abkürzung auf dem Fußweg nach Heinzerath. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt es am Ortseingang einen neuen Standort. Als in den fünfziger Jahren die Kreisstraße (K 95) ausgebaut wurde, wurde dem stark verwitterten Kreuz keine Beachtung mehr geschenkt und verschwand im Erdreich. Auf Anregung eines ehemaligen Elzerather Bürgers ist das einst verschwundene Kulturdenkmal bei einer Ruhebank unterhalb des "Kläppchens" durch freiwillige Helfer ersetzt worden. Dass von Albert Petry aus Heinzerath geschaffene Kreuz ist eine Stiftung vom Sportverein Heinzerath-Elzerath. Die Inschrift schnitzte Bildhauer Siegfried Nussbaum (Morbach ein). "Neben dem Auswandererkreuz ist das morsche Friedhofskreuz durch fleißige Helfer auf dem 1959 neu angelegten Friedhof erneuert worden", sagt Ortsvorsteher Winfried Lünemann. "Das dafür benötigte Eichenholz stellte die Gemeinde zur Verfügung. Die Zimmermannsarbeiten führte der ehemalige Ortsvorsteher Theo Pink ebenfalls ehrenamtlich aus". Hermann Bohn Wenn auch Sie eine historische Anekdote kennen, den Namen eines Hauses oder einer Straße erklären können oder zu einem historischen Ereignis eine persönliche Geschichte zu erzählen haben, schreiben Sie unter dem Stichwort "Dorfgeschichten" mit Namen, Adresse und Telefonnummer an die E-Mail-Adresse hunsrueck@volksfreund.de. Wichtig ist, dass Ihre Geschichte höchstens 60 Druckzeilen (à 30 Anschläge) umfasst.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort