Erst Kyrill, dann der Käfer

DHRONECKEN. Beim Aufarbeiten der Sturmschäden durch Kyrill setzt das Forstamt Dhronecken auf eine kostendeckende energetische Nutzung des Windbruchholzes. Damit der Borkenkäfer so wenig wie möglich Nahrung bekommt, werden Spezialmaschinen eingesetzt.

 Um die von Orkan Kyrill verursachten Sturmschäden zu beseitigen, sind derzeit ungewöhnliche Maschinen im Einsatz. So etwa dieser Aufarbeitungsbagger, der im Forstrevier Hinzerath am Husarenweg nahe der B 269 bei Hoxel Stämme an den Weg schleppt und stapelt. TV-Foto: Ursula Schmieder

Um die von Orkan Kyrill verursachten Sturmschäden zu beseitigen, sind derzeit ungewöhnliche Maschinen im Einsatz. So etwa dieser Aufarbeitungsbagger, der im Forstrevier Hinzerath am Husarenweg nahe der B 269 bei Hoxel Stämme an den Weg schleppt und stapelt. TV-Foto: Ursula Schmieder

Die Spuren der Verwüstung, die "Kyrill" hinterlassen hat, sind auch Wochen nach dem Orkan noch nicht völlig beseitigt. Rund 80 000 Festmeter Fichtenholz knickten am 18. Januar im Bereich des Forstamtes Dhronecken teils wie Streichhölzer um, fielen teils samt Wurzelwerk. Etwa 60 000 Festmeter dieses Windwurfes sind laut Jürgen Schmidt, dem Technischen Produktionsleiter (TPL) des Forstamtes, mittlerweile aufgearbeitet.Starker Einsatz an Personal und Maschinen

"Mit dieser Menge sind wir absolute Spitze in Rheinland-Pfalz", spricht er allen Beteiligten ein Lob aus. Aber auch das neue System teilautonomer Arbeitsgruppen im Wald habe sich bewährt. Dennoch werden die Forstmitarbeiter seiner Einschätzung nach noch bis in den Juni hinein damit beschäftigt sein, die Orkanschäden zu beseitigen. Dabei mangelt es nicht an Personal oder Gerät. Während im Staatswald 27 Waldarbeiter eingesetzt sind, arbeiten parallel dazu im Gemeindewald 16 Forstwirte. Unterstützt werden sie von sieben Holzrück-Unternehmen mit Seilschleppern sowie einem Entzerrbagger. Denn die größeren Flächen werden überwiegend maschinell aufgearbeitet. Dafür sind zeitweise gleichzeitig bis zu sechs Harvester im Einsatz, Holzerntemaschinen, die halbautomatisch fällen, entasten und sortieren. Ein Problem zeichnet sich laut Schmidt momentan aber mit den "immer enger werdenden Holzmarktkanälen" ab. Unternehmen in der Region würden dies umgehen, indem sie Hölzer aus dem Forstamtsbereich in Nass- beziehungsweise Trockenlagern konservierten. Auf diese Weise sicherten sich die Sägewerke auch die mittelfristige Auslastung ihrer Produktionskapazitäten. Weit mehr Probleme erwartet der Forst nach dem milden Winter aber mit dem ab 18 Grad Außentemperatur einsetzenden Schwärmflug des Borkenkäfers. Daher wird momentan auf verschiedene Weise versucht, dessen Brutraum zu vernichten, den die Insekten vorzugsweise in Kronen oder dem unteren Stammbereich von Fichten finden. Große Hoffnungen setzt der TPL dabei auf den Einsatz eines "Bündlers", einer in deutschen Wäldern bisher noch eher selten anzutreffenden Maschine. Laut Schmidt gibt es in Rheinland-Pfalz bisher nur die eine, die in diesen Tagen im Forstamt Dhronecken Dienst tut, sowie zwei oder drei in Niedersachsen oder Bayern. Wie der Name schon sagt, bündelt die Maschine am Boden liegende Fichtenkronen. Diese werden mit hohem Druck zusammenquetscht und mit einem Sisalseil verschnürt. Lagerzeit von zwei Jahren

Nach einer Lagerdauer von zwei Jahren werden die Pakete dann energetisch genutzt, sprich in regionalen Heizkraftwerken, Pelletieranlagen oder Hackschnitzelheizungen verheizt. Neben diesem "Bündler" ist der Einsatz eines mobilen Hackers geplant, der Fichtenkronen häckselt, damit diese für die Spanplattenproduktion genutzt werden können. Auf diese Weise setzt der Forst mit der Reduzierung des Brut-raumangebotes für den Borkenkäfer gleichzeitig auf eine "kostendeckende energetische Nutzung" nachwachsender Rohstoffe in der Region. Von den im Boden verbleibenden Wurzeln und Stammresten geht laut Schmidt keine größere Gefahr mehr aus. Da der Borkenkäfer trockenes Holz bevorzuge, finde er in diesen noch Wasser ziehenden Hölzern keine guten Brutbedingungen vor.

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