Erst gehörnt, dann ermordet

Arsenik galt einst als "Königin der Gifte". Seit der Antike starben unzählige Menschen durch das geruch- und geschmacklose Pulver. In Stipshausen töteten 1894 eine Frau und ihr Liebhaber den Ehemann mit dem Gift. Beide wurden hingerichtet.

Stipshausen. Die im Jahr 1879 geschlossene Ehe von Peter und Elisabeth Schneider stand unter keinem guten Stern. Der in Stipshausen ansässige Handwerker war "ein gutmütiger, wenn auch beschränkter Mann", heißt es in zeitgenössischen Aufzeichnungen. Seine 13 Jahre jüngere Braut war "halb gezwungen durch ihren Vater in die Ehe getreten".

Das Unglück nahm seinen Lauf, als der Geselle Lorenz Meurer aus Kirchberg ins Haus kam. Der Kostgänger war muss eine attraktive Erscheinung gewesen sein. Außerdem war er im gleichen Alter wie Elisabeth Schneider. So dauerte es nicht lange, bis sich die beiden näherkamen. Die Affäre sprach sich schnell im Dorf herum, zumal das Liebespaar sich keine Mühe gab, die Beziehung geheim zu halten.

Eine Wende trat ein, als Elisabeth Schneider im Februar 1894 schwanger wurde. Nachdem eine Abtreibung gescheitert war, fuhr der als sehr eifersüchtig und Besitz ergreifend beschriebene Meurer im Juni nach Kaub, wo er sich das Gift Arsenik besorgte. Er gab es seiner Geliebten, und diese mischte es in den Teig der Pfannkuchen, die ihr Mann am nächsten Tag in den Wald mitnehmen wollte.

Am Morgen des 26. Juni 1894 verließ der ahnungslose Schneider sein Haus, um im eine Stunde entfernten Horbrucher Forst zu arbeiten. Als er Mittag machte, verzehrte Schneider sein Essen mit gutem Appetit. Bei der Arbeit am Nachmittag klagte er dann über Übelkeit und Schwindel. Schließlich brachte ihn sein Schwager nach Hause. Auf dem Weg musste Schneider sich mehrmals übergeben, sodass die beiden erst am Abend in Stipshausen eintrafen. Man legte den völlig Entkräfteten ins Bett, während Meurer den Arzt Eduard Rüdell aus Rhaunen holte. Doch Schneider war längst verloren. Er starb um 20 Uhr, eine Stunde nach seiner Rückkehr.

Nur einen Tag später wurden Elisabeth Schneider und Lorenz Meurer verhaftet. Das Königliche Schwurgericht Trier verurteilte die beiden wegen Mordes und Anstiftung zum Mord zum Tode.

Obwohl man den Fall nie völlig aufklären konnte, starben Meurer und seine einstige Geliebte am Morgen des 4. Juli 1896 durch die "Fallschwertmaschine". Zuvor hatten beide noch einmal ihre Unschuld beteuert. Elisabeth Schneiders letzte Worte waren: "Ich habe ein reines Gewissen und fühle mich schuldlos."

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