Erster Schultag für die Rektorin
GUTENTHAL. Die Ferien sind vorbei. Die ABC-Schützen in der ganzen Region drücken heute oder morgen erstmals die Schulbank. Doch auch für Irmgard Wagner beginnt ein neuer Lebensabschnitt.
An ihren ersten Schultag im saarländischen Schmelz kann sich Irmgard Wagner noch sehr gut erinnern. "Es war kalt und hat geregnet. Die Schultüte war völlig durchgeweicht", weiß die neue Rektorin der Grundschule Gutenthal noch heute. Und: "Es war ein überwältigendes Gefühl, das erste Mal in der Schulbank zu sitzen." Insofern kann sich die 51-Jährige Hoxelerin auch sehr gut in die elf kleinen ABC-Schützlinge hineinversetzen, die heute in Gutenthal ihren ersten Schultag haben. Seit ihrer eigenen Einschulung hat sich vieles verändert. "Die Arbeit ist sehr anspruchsvoll." Bestes Beispiel: Ab sofort ist eine Fremdsprache in der Grundschule, ja sogar in der ersten Klasse verpflichtend.Erstklässler lernen Französisch
Kein Problem für die gelernte Pädagogin mit den Schwerpunkten Deutsch und Bildende Kunst. Denn sie und ihr Mann Theo lieben Frankreich und machen dort auch häufig Urlaub. An ihrer früheren Wirkungsstätte in der Morbacher Grundschule hatte sie eine Partnerschaft mit einer Schule in Thionville ins Leben gerufen. Gegenseitige Besuche standen dort ebenso auf dem Lehrplan wie Videokonferenzen, an denen die jungen Schüler mit großer Begeisterung teilnahmen. Doch auch die Kinder aus Gutenthal, Weiperath, Odert und Hunolstein müssen keinen trockenen Theorie-Unterricht in Französisch fürchten. Denn die Schulpartnerschaft setzt sie nach Absprache mit ihren ehemaligen Morbacher Kollegen in Gutenthal fort. Unter einer Bedingung: "Ich habe meiner altern Klasse versprechen müssen, dass sie am Schüleraustausch ebenfalls teilnehmen darf."Das Überschaubare hat sie gereizt
Die gebürtige Saarländerin, die in ihrer Freizeit leidenschaftlich gern malt, übernimmt die Stelle von Michael Pinter, der in Altersteilzeit geht. Wie ihr Vorgänger will auch sie eigene Schwerpunkte setzen. Bei Pinter hatte das Schachspielen und die Gutenthaler Kindertrachtengruppe einen hohen Stellenwert. Tritt an ihre Stelle jetzt Französisch und Bildende Kunst? "Mit Sicherheit nicht", sagt die Rektorin entschieden. Es würden keine Brüche entstehen, versichert sie. Gleich im Herbst soll das große Schachbrett im Hof neu gestrichen werden. Als Wagner im vergangenen Jahr von der freien Stelle erfuhr, "da hat es gleich Klick gemacht". Das Überschaubare, Dörfliche habe sie gereizt. Doch sie relativiert gleich: Die Arbeit an einer Grundschule habe "nichts Verträumtes mehr". Nicht erst seit PISA würden hohe Anforderungen an den Unterricht gestellt. Für die Wahl-Hoxelerin, die zuvor zehn Jahre in der Morbacher Grundschule unterrichtet hatte, ist die neue Tätigkeit eine Herausforderung.Derzeit sei die kleine Schule nicht gefährdet
Der einzige Anlass zur Skepsis für Wagner vor der Entscheidung war die Frage: Hat die "Zwergschule" nach der Pensionierung von Pinter weiterhin Bestand? Denn in Gutenthal werden derzeit "nur" 42 Kinder in zwei Klassen unterrichtet. Doch am Fortbestehen der Schule werde derzeit offenbar nicht gerüttelt, hieß es aus Trier. Und so stand ihre Entscheidung schnell fest. Auch der Schulträger und die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) waren sich schnell einig. Ist das Lehren in einer "Zwergschule" nicht sehr schwierig? Schließlich müssen dort jeweils zwei Klassenstufen gleichzeitig unterrichtet werden. Bei der Frage winkt Wagner ab. Die Zeiten des Frontalunterrichts seien ohnehin vorbei. Aktives Lernen sei gefragt. Wer sich in Gruppen- und Partnerarbeit Dinge aneigne, arbeite selbstständiger und sei letztlich motivierter. "Ihre" Kinder werden auch von ihrer Lebenserfahrung profitieren, ist Wagner überzeugt. Denn vor ihrer festen Anstellung im Schuldienst betrieb sie unter anderem in Hoxel eine Werbeagentur. Die neue Rektorin freut sich auf ihre neuen Aufgaben in Gutenthal, aber noch mehr auf ihre neuen Schüler: "Jedes Kind hat eine ganz eigene Kindpersönlichkeit." Und es macht ihr Spaß, aus jedem Kind "das herauszukitzeln, was in ihm steckt".
