"Es geht nur noch um die Knete"
MORBACH/BISCHOFS-DHRON. Wie der Morbacher Ortsbeirat verabschiedete auch der Gemeinderat einstimmig eine Resolution zum Erhalt der Jugendherberge. Erstmals nahm auch der Vorstandsvorsitzende der "Jugendherbergen in Pfalz und Saarland" im TV Stellung zur Entscheidung des Verbands.
Auch traurigen Themen kann man zuweilen etwas Komisches abgewinnen. Jedenfalls hatte Heribert Knob (CDU) die Lacher auf seiner Seite, als er im Gemeinderat ein Foto an die Wand heftete mit den Worten: "Jetzt wissen wir, mit wem wir es zu tun haben." Der Ausdruck aus dem Internet zeigte den Kopf von Jacob Geditz, dem Vorstandsvorsitzenden von "Die Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und Saarland". Geditz sei der Mann, der die Schließung der Jugendherberge in einem Schreiben mitgeteilt habe, "das an Arroganz und Zynismus nicht zu überbieten ist", so Knob weiter. Wer so mit Geschäftspartnern umgehe, müsse sich schon fragen lassen, ob er am richtigen Platz sei. Knob machte auch auf das Leitbild des Verbands aufmerksam, das für Morbach eher ein "Leidbild" sei. Die Aspekte Gemeinwohl, Gemeinnützigkeit und öffentliche Bezuschussung müsse man in Frage stellen, machte Bürgermeister Gregor Eibes deutlich. Achim Zender von den Freien Wählern sprach von einem "Phänomen, das uns alltäglich begegnet: Es geht nur noch um die Knete." Der Vorstand des Jugendherbergswerkes sei mit Menschen besetzt, die der Satzung verpflichtet seien, darauf machte Uwe Andretta (Fraktionsgemeinschaft grüne Liste) aufmerksam. Mit denen gelte es zu verhandeln. Karlheinz Schneider (SPD) schlug vor, die Einrichtung mit dem Bauausschuss zu besuchen. Der Rat verabschiedete die geringfügig veränderte Revolution aus dem Ortsbeirat ( der TV berichtete). Mit ihr will Eibes an Entscheidungsträger herantreten - im Verband und auch außerhalb. Trotz der Bemühungen der Morbacher Kommunalpolitik, in Mainz bleibt man auf Kurs. "Unsere Entscheidung ist unumstößlich", sagt Jacob Geditz. Er nimmt erstmals im TV Stellung. "Wir haben in Morbach keine Perspektiven mehr gesehen", argumentiert er. Der Verband habe keine Mittel, das Haus in einen zeitgemäßen Zustand zu versetzen. Eine Auslastung von 32 Prozent wie in Morbach sei nicht mehr wirtschaftlich. Man habe zu viele Standorte. Und: "Die Ressourcen werden auch bei uns knapp." Heute seien Zwei- und Vierbett-Zimmer Standard, große Schlafsäle dagegen passé. Die Kritik aus Morbach, mit einer solchen Renovierung würden daraus quasi Hotels mit Zwei-Sterne-Standard, weist er zurück. Jugendherbergen sollen auch künftig unverwechselbar bleiben. Dass der Verband vor der Morbacher Einrichtung auch das Kreisjugendzentrum in Bischofsdhron aufgegeben habe, hat laut Geditz nichts miteinander zu tun. Der Kreis als Eigentümer hätte signalisiert, keine Investitionen für eine Sanierung tätigen zu können. Geditz: "Wir mussten das akzeptieren." Kurz nach der Information, dass die ehemaligen Morbacher Jugendherbergseltern das Kreisjugendzentrum weiterbetreiben, hatte der Verband die Schließung mitgeteilt. Aber das "hat unsere Entscheidung nicht beeinflusst". Über die "mangelnde Auslastung", wie Geditz sie schildert, kann der Bürgermeister angesichts der tatsächlichen Zahlen nur staunen. Die Jugendherberge habe in den 90er Jahren stets Übernachtungszahlen zwischen 7000 und 9000 erwirtschaftet. Im Jahr 2002 habe es einen Sprung von 9200 auf knapp 13 000 Übernachtungen und eine Auslastung von 43 Prozent gegeben. Auch wenn die Zahlen danach leicht rückläufig waren, hält er es nicht für sinnvoll zu schließen, wenn es eine positive Entwicklung gebe.