Fünf Mark für eine Runde mit dem Trabbi

Am 9. November 1989 lebten Stefanie und Andreas Benndorf in Leipzig. Die Zeit vor und nach der Grenzöffnung ist dem Ehepaar, das heute in Gonzerath lebt, nach 20 Jahren immer noch gegenwärtig.

 Den ehemaligen Leipzigern Stefanie und Andreas Benndorf sind die Erinnerungen an die Grenzöffnung immer noch präsent. Dafür sorgen Erinnerungsstücke wie der alte Reisepass der DDR mit dem Ausreisestempel. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Den ehemaligen Leipzigern Stefanie und Andreas Benndorf sind die Erinnerungen an die Grenzöffnung immer noch präsent. Dafür sorgen Erinnerungsstücke wie der alte Reisepass der DDR mit dem Ausreisestempel. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Gonzerath. Stefanie Benndorf kann sich an den 9. November 1989 noch genau erinnern. Sie stammt aus Leipzig und arbeitete damals an einer privaten Tankstelle: "Auf einmal kamen alle mit ihren Trabbis und Wartburgs und haben getankt, damit sie in den Westen fahren konnten.

Die Stimmung der Menschen war euphorisch. Die Autoschlange vor der Tankstelle war über 300 Meter lang", erzählt sie. "Einer kam mit einer Badewanne, um sie mit Benzin füllen zu lassen."

Drei Tage später war es auch für Stefanie Benndorf und ihren Mann Andreas so weit. Sie fuhren mit ihren drei Kindern im Trabbi zu Verwandten nach Unna. "Vor Eisenach fing der Stau an, 80 Kilometer lang, bis zur Grenze. Alle wollten in den Westen", erinnert sich An dreas Benndorf. Während die Benndorfs im Stau standen, kamen ihnen andere DDR-Bewohner von ihrem ersten Ausflug in die Bundesrepublik entgegen. "Einige hatten die Autofenster runtergekurbelt und hielten eine Banane raus. Das war für uns das Symbol der neuen Freiheit."

In Unna verdiente sich An dreas Benndorf das Spritgeld für die Rückfahrt. "Westdeutsche kamen auf mich zu und drückten mir fünf Mark in die Hand, damit sie eine Runde mit unserem Trabbi fahren durften."

Der Traum der Freiheit fing für die Benndorfs erst an. Sie hatten im September und Oktober 1989 mehrfach an den Leipziger Montagsdemonstrationen teilgenommen. Einmal gerieten sie mit ihren Kindern zwischen Demonstranten und Polizisten und konnten sich gerade noch in ein Geschäft retten.

Im Januar 1990 reisten die Benndorfs dann mit dem Zug in den Westen, um sich dort eine neue Zukunft aufzubauen. Nach dem Auffanglager in Unna kamen sie über Münster und Osthofen nach Thiergarten. Bereits nach wenigen Tagen hatten beide Arbeit gefunden.In Gonzerath mietete Stefanie Benndorf schließlich eine Wohnung. Ihren Mann informierte sie erst, als er von der Arbeit kam. "Den Mietvertrag hatte ich da schon unterschrieben." Ein Fehler scheint es nicht gewesen zu sein. Denn die Benndorfs wohnen noch heute in Gonzerath.

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