Faszination Biber

An der Dhron hat sich ein Biber eingerichtet. Das rheinland-pfälzische Biberzentrum hat daher im Weiperather Holzmuseum über dessen Lebensgewohnheiten informiert sowie über mögliche Konflikte.

Weiperath. (urs) Der Pelz fühlt sich weich an, und superleicht ist er obenrein. Rund 40 Besucher versuchen im Weiperather Holzmuseum zu "begreifen", weshalb der Biber einst so begehrt war. Doch es lag nicht allein am Pelz, dass der europäische Biber seit 1900 als nahezu ausgerottet galt. In der Region wurde bereits um 1840 der letzte Biber erlegt, weiß Diplom-Geografin Stefanie Venske vom rheinland-pfälzischen Biberzentrum "Naturerlebniszentrum Wappenschmiede". Das 30 bis 40 Kilogramm schwere Säugetier wurde auch wegen seines Fleisches bejagt. Gedämpfte Biberkelle (der platte Schwanz) oder gebratene Biberkeule galten als Delikatesse und waren in Fastenzeiten zudem begehrte "Fischgerichte". Außerdem war pulverisiertes "Biber-Geil" ein echter Verkaufsschlager. Dennoch ist der Biber nicht völlig von der Bildfläche verschwunden und erobert sich nach jahrelangen Bemühungen des Menschen seine früheren Reviere nun wieder zurück. So etwa in der Eifel, am Simmerbach oder an der Dhron (der TV berichtete), wo sich in der Nähe von Rapperath seit dem Frühjahr ein Biber wohl zu fühlen scheint. Weg bis an die Dhron ist eine beachtliche Leistung

Dass er den Weg hergefunden hat, ist laut Venske nicht verwunderlich. Rheinland-Pfalz profitiere wie Baden-Württemberg "von den Ansiedlungen drum herum". Nachdem Bayern bereits in den 60er Jahren begonnen habe, Biber anzusiedeln, hätten das Saarland, Frankreich, Belgien, Nordrhein-Westfalen und Hessen nachgezogen. Die Abkömmlinge der Rhône-, Elbe- oder auch polnischen Biber müssten sich zwangsläufig allmählich nach neuen Lebensräumen umtun. Der Weg bis an die Dhron ist dennoch eine beachtliche Leistung für das an Land eher unbeholfene Nagetier. Eine Strecke von hundert Kilometern, teils über Wasserscheiden hinweg, sei für einen Biber aber nichts Außergewöhnliches, erklärt Venske. Doch nicht jeder sieht der neuerlichen Verbreitung der Biber erfreut entgegen. Denn die Leidenschaft des eingefleischten Vegetariers für Pflanzen, Äpfel oder Baumrinde lässt ihn auch schon mal ganze Obstplantagen in Ufernähe fällen. Revierförster Karl-Heinz Bernardy weiß zudem von einem eingebrochenen Traktor zu berichten. Denn die in Uferrandstreifen gegrabenen "Fress- und Fluchtröhren" können bis zu zehn Meter lang sein. Außerdem ist es für die eifrigen Dammbauer ein Leichtes, Wege und Felder zu überfluten. In Bayern gibt es daher laut Venske mittlerweile einen Fonds für von Bibern verursachte Schäden. An der Dhron ist dafür vorerst noch kein Bedarf. Denn noch ist nicht klar, ob der Einzelgänger dort auf Dauer bleiben wird. Sollte sich kein Artgenosse zu ihm gesellen, wird er möglicherweise weiter ziehen.Kontakt: Biberzentrum: Telefon 06393/993406 oder info@biber-rlp.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort