Faszination der weißen Riesen

WENIGERATH (doth). Dass die Natur jede Menge Energie liefert, das wird seit einem Jahr in der Morbacher Energielandschaft in Wenigerath bewiesen. Gemeinde und Betreiber-Firma feierten am Samstag das erste Energiepark-Fest, zu dem rund 2000 Besucher kamen.

 Rettung aus luftiger Höhe: Die Feuerwehr aus Ingelheim führte vor, dass juwi- Mitarbeiter in 100 Meter über Grund nicht auf verlorenem Posten stehen. Foto: Herbert Meilchen

Rettung aus luftiger Höhe: Die Feuerwehr aus Ingelheim führte vor, dass juwi- Mitarbeiter in 100 Meter über Grund nicht auf verlorenem Posten stehen. Foto: Herbert Meilchen

Obwohl schon seit November vergangenen Jahres offiziell in Betrieb, wurde die Morbacher Energielandschaft am Samstag laut Betreiberfirma mit einem "Energiefest" eingeweiht. "Schon jetzt liefert die Anlage mehr Strom als Morbach verbraucht", informierte juwi-Sprecher Christian Hinsch nicht ohne Stolz. In Zahlen ausgedrückt ist das eine Leistung von 28,5 Megawatt und ein Jahresertrag, inklusive Solaranlage, von rund 45,45 Kilowattstunden. "Es ist ein weltweit einzigartiger Energiemix, der die gesamte Bandbreite der erneuerbaren Energiequellen nutzt", stellte Matthias Willenbacher von der Betreiberfirma juwi den weiteren Ausbau des Windparks vor. Neben den 14 Windräderm und der 5000 Quadratmeter großen Fotovoltaik-Anlage sind außerdem ein Biomasse-Heizwerk, in dem Holzpellets - ein Brennstoff auf Holz-Sägespänen - hergestellt werden sollen, sowie ein Biogaswerk und ein Multi-Media-Informationszentrum geplant (der TV berichtete). Hinzu kommt ein Windrad mit einer 50 Meter hohen Aussichtsplattform. Doch auch bei 15 Anlagen wird es nicht bleiben, verriet Hinsch am Rande der Veranstaltung. Die Betreiber beabsichtigen, ein weiteres Rad aufzustellen. Der Musikverein Rapperath mit seinem Dirigenten Konrad Lamprecht eröffnete den offiziellen Teil des Festes musikalisch. Andreas Krüger vom Ministerium für Wirtschaft und Landwirtschaft unterstrich die Bedeutung der Anlage: "Es ist ein Vorzeigeprojekt für ganz Rheinland-Pfalz und darüber hinaus, das auch weiterhin von uns gefördert wird." Das hörte auch Kreisbeigeordneter Siegfried Schneider gerne, der die nachhaltige Stromversorgung in Morbach jetzt schon als gesichert ansieht. Anderswo bilden sich Bürgerinitiativen, die gegen die "Verspargelung" der Landschaft protestieren. Nicht in Morbach. Bürgermeister Eibes freut sich heute noch über die positive Resonanz der Bevölkerung: "Das Gesamtkonzept überzeugte." Wann bringen denn die umliegenden Bauern ihre Gülle nach Wenigerath? "Da laufen noch die Gespräche", kündigte Bürgermeister Eibes an. "Es ist interessant, solch eine Technik aus der Nähe zu sehen", war Toralf Polch aus Traben- Trarbach beeindruckt. Er wollte auch einen der Türme besteigen. "Aber was ist mit der Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu Kernkraftwerken?", fragte er. Kathrin Keller aus Bernkastel-Kues erkundigte sich, wie so eine Maschine funktioniert: "Diese Technik fasziniert mich, und es ist ein Strom, der wirklich gut ist." Die Besucherin riet, auch mit dieser Technik verantwortungsvoll umzugehen.Arbeiten nur zu zweit und mit Handy

René Roh von der Feuerwehr Ingelheim führte mit seiner Truppe vor, was man tun kann, wenn ein Windpark-Mitarbeiter aus luftiger Höhe gerettet werden müssen. Neun Feuerwehrleute zeigten eine Rettungsaktion mit Abseilen von Verletzten, eine Außenrettung im Hängesitz. Nur zu zweit darf oben gearbeitet werden und nur mit Handys ausgestattet. Der besondere Reiz des Tages lag in der Möglichkeit, einmal selbst solch einen Windriesen besteigen zu dürfen. Zwar ist in jeder Röhre ein Aufzug, aber aus versicherungstechnischen Gründen mussten die Besucher die lange Leiter hoch: 20 Minuten lang, angeleint Sprosse für Sprosse. Mehr als 100 Interessenten nutzten die Chance.

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