Fechten wie im Mittelalter

Hinzerath · Für die 49 Laienschauspieler aus Hinzerath wird es ernst: An Pfingsten tritt die Theatergruppe des Heimatvereins erstmals in der Burgruine Baldenau auf. Bis dahin müssen nicht nur die Texte, sondern auch die Schwerthiebe sitzen.

Hinzerath. "Oben, oben, links, rechts - Vorstoß!", rufen Pascal Kropp und Thorsten Kiefer durch das Gemeindehaus in Hinzerath. Metallklirren mischt sich unter diese seltsamen Wortfolgen. Des Rätsels Lösung ist recht einfach: Die Laienschauspieler der Theatergruppe des Heimatvereins Hinzerath üben derzeit, mit dem Schwert zu fechten. Denn an Pfingsten tritt die Theatergruppe aus Anlass ihres 25-jährigen Bestehens innerhalb der Mauern der Burgruine Baldenau auf.
Dabei führen die Aktiven rund um Regisseur Meinhard Polok erstmals ein ernstes Stück auf: "Sofia aus dem Walde" spielt um das Jahr 1520. Die Zeit war geprägt durch Hungersnöte, die Inquisition und Hexenverbrennungen. In dem Stück wird eine Frau namens Sofia der Hexerei verdächtigt und von der Inquisition zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Ein junger Adliger und ein Minnesänger kämpfen jedoch um Sofias Leben.
Um das Schauspiel authentisch aufführen zu können, müssen acht Akteure das Fechten lernen. Damit die Schläge realistisch wirken, aber niemand verletzt wird, folgen die Schauspieler exakt der Choreografie, die sich Polok selbst ausgedacht hat.
"Man muss sich vorstellen, wie es gehen könnte", sagt der Regisseur. "Wir lernen das auswendig, wie einen Text", sagt Pascal Kropp. Dann heißt es praktisch üben - "aber immer in die Augen schauen, nicht aufs Schwert", mahnt Polok. Bis jetzt haben Kropp und sein Pendant Kiefer an vier Abenden jeweils bis zu 50-mal die Fechtfolge trainiert. Bei der Aufführung werden sie rund zwei Minuten lang in Schwertkämpfe verwickelt sein.
Insgesamt ist Polok mit dem Fortgang der Proben, die zweimal pro Woche angesetzt sind, sehr zufrieden, obwohl er aufgrund des aufkommenden Lampenfiebers etwas ungeduldig ist. "Wir haben einen großen Sprung nach vorne gemacht", sagt er. Pro Abend üben die Akteure einen Akt, der bei der darauffolgenden Probe wiederholt wird. Die 49 Laienschauspieler setzen sich leidenschaftlich ein, hat Polok beobachtet. "Alle sind ohne Ausnahme Feuer und Flamme", sagt er. Je weiter die Proben fortschreiten, desto mehr sei zu merken, wie sich die Schauspieler mit ihrer Rolle identifizieren und sich hineindenken, sagt er.
Am 2. Mai wird in der Burgruine Baldenau die Bühne aufgebaut. Bereits einen Tag später proben die Schauspieler dort erstmals kostümiert. "Stimmt etwas mit der Kleidung oder mit der Bühnengestaltung nicht, dann haben wir noch genug Zeit, das bis zur Premiere zu korrigieren", sagt Polok. Wegen der Aufbauten wird die Burg ab dem 5. Mai geschlossen und ist bis zum Ende der Aufführungen nicht mehr zugänglich.
Die Hinzerather Theatergruppe erhält prominente Unterstützung: Der aus Morbach stammende Filmregisseur Edgar Reitz hat die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen. Die Aufführungen sind Teil des Kultursommers Rheinland-Pfalz, der in diesem Jahr unter dem Motto "Gott und die Welt" steht.
Extra

Die Theatergruppe des Heimatvereins Hinzerath führt das Stück "Sofia aus dem Walde" viermal vom 25. Mai bis zum 28. Mai (Pfingsten) in der Burgruine Baldenau auf. Karten für alle Termine sind bei der Tourist-Information Morbach (06533/71117) erhältlich. cst

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