Fesselnde Fessel-Funde

WEDERATH. Neues Jahr, neues Programm: Für Interessierte an der frühen Hunsrücker Geschichte gibt's in diesem Jahr im und rund um den Archäologiepark Belginum in Wederath allerhand Neues zu erfahren. In die Vortragsreihe fließen neue Erkenntnisse ein.

Die Museumsleiterin Rosemarie Cordie hat erneut ein großes Paket geschnürt. Allein sieben Vorträge sind im Begleitprogramm zur Sonderausstellung "Römer treffen Kelten" enthalten. Interessierte Besucher erfahren allerhand Neues über die Bewohner von Belginum, die rund 800 Jahre lang auf den Hunsrückhöhen siedelten. Die neuesten Grabungsergebnisse stellt wie in jedem Jahr Cordie in ihrem Vortrag "Spuren keltisch-römischer Vergangenheit: der Tempelbezirk 2 in Belginum" vor. Gegraben wurde im vergangenen Jahr vor allem entlang der Hunsrückhöhenstraße und im Tempelbezirk. Tempelbereich schon zu keltischer Zeit genutzt

"Wir haben schöne Ergebnisse gefunden", freut sich die Museums-Chefin. Neben einer T-förmigen Trockendarre im Straßenbereich wurden im Tempelbereich Messer und Rohlinge gefunden, die auf "verstärkte Aktivitäten im Bereich der Bearbeitung von Eisen und Buntmetallen hinweisen". Es gibt laut Cordie eine Vielzahl ungewöhnlicher Funde, beispielsweise eine Fußfessel, wie sie Sklaven trugen. Der Fachfrau sind im Hunsrück keine weiteren derartigen Funde bekannt. Untersuchungen der vergangenen beiden Jahre legen ihrer Auffassung nach nahe, dass einer der Tempelbereiche schon zu keltischer Zeit genutzt wurde. Dinkelkörner und Saatweizen

Beim Referat von Julian Wiethold aus Wiesbaden erfahren Zuhörer ebenfalls Näheres zu den Grabungen von 2005. Bei ihm steht die Ernährung der keltischen und später romanisierten Bevölkerung im Vordergrund. Die Erkenntnisse verdankt man der Tatsache, dass Dinkelkörner und Saatweizen im Boden rund um Belginum erhalten blieben. Zu brisanten Annahmen kommt Wolf-Rüdiger Teegen aus Leipzig: Er geht nicht nur davon aus, dass Männer und Frauen in Belginum sehr unterschiedlichen Arbeitsbelastungen ausgesetzt waren. Er fand auch Hinweise auf unterschiedliche Ernährungsweisen von Mann und Frau. Auch der erste Vortrag von Ernst Künzl aus Mainz am kommenden Montag, 3. April, ist aufschlussreich. Darin geht es um die Ärzte und Ärztinnen in Belginum und im Römerreich. Die damalige Dichte der medizinischen Versorgung zur Römerzeit sei in Europa erst im 20. Jahrhundert wieder erreicht worden. Auch Spezialisten wie Frauenärzte, Augenärzte und Zahnärzte seien damals gefragt gewesen, weiß der Referent.

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