Fiese Brühe statt Malzbier

In der TV-Reihe Dorfgeschichten berichtet Hermann Bohn von folgender Begebenheit in der Tabakstube in Morbach.

Morbach. Die ehemaligen Tabakspinnereien in Morbach stellten über 100 Jahre hinweg einen bedeutenden Gewerbezweig im Ort dar. Neben dem Morbacher Rolltabak, landläufig auch "Strollen" genannt, wurden bis um 1960 Fein- und Krüllschnitte, Zigarren, Stumpen und Zigarillos in den sogenannten Tabakstuben fabriziert.In der Roll- und Rauchtabakfabrik von August Mettler in der Hebegasse konnte jeder, der in die Tabakstube kam, umsonst seine Pfeife stopfen. Diese nette Geste wurde von einigen Eingeweihten im Dorf mehr oder weniger ausgenutzt, wie Josef Mettler erzählt:Schwätzchen und ein süßes Getränk

Auch "Kejfisch Pitt" kam öfters in unsere Tabakstube, um ein Schwätzchen zu halten. Gleichzeitig hatte er es nicht auf das Genussmittel Tabak, sondern auf ein süßlich schmeckendes Getränk abgesehen. Als Josef Mettler eines Tages dahinter kam, dass er ihm öfters heimlich seine Flasche Malzbier austrank, überlegte er, wie er diesem Fuchs eine Falle stellen könnte.Rachelustig nahm er am nächsten Tag eine leere Malzbierflasche, füllte sie zur Hälfte mit jener übelschmeckenden Brühe, die beim Pressen des Rolltabaks heruntertropfte und die man auch zur Behandlung von Warzen erfolgreich anwandte. Wie üblich trank Peter bei seiner nächsten Stippvisite in einem unbeobachteten Augenblick die Flasche hastig leer. Kurz darauf wurde er kreidebleich, rannte nach draußen und musste sich gott erbärmlich übergeben. Seiner Gangart nach zu urteilen, ging der Schuss auch nach hinten los.Dieser Denkzettel hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Der Übeltäter kam zwar später wieder in die Tabakstube, doch eine Bierflasche hat er nie wieder angerührt.Diese amüsante Geschichte und vieles mehr über das historische Morbacher Gewerbe sowie andere heimatkundliche Artikel finden Sie in der Jubiläumsausgabe (Heft Nr. 50) DIE HOTT, Hunsrücker Hefte zur Geschichte und Gegenwart, erhältlich unter anderem in der Buchhandlung Interbook in Trier, im Hunsrücker Holzmuseum in Weiperath und in vielen anderen Verkaufsstellen im Raum Morbach.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort