Ohne diesen Lebensabschnitt glorifizieren zu wollen - wozu man ja im Alter neigt - vieles war lange nicht so schön und bequem wie heute, eines aber war auf jeden Fall besser: Dorf, Wiesen, Felder, Bäche, Felsen und die angrenzenden Haine und der nahe gelegene Hardtwald waren ein riesiger und faszinierender Spielplatz, wie man es sich heute kaum noch vorstellen kann. Nach allem, was wir vom Krieg gehört hatten, kamen Kriegsspiele für uns nicht infrage. Doch als französische Soldaten nach dem Ende des Krieges im Ort einrückten und unsere Dorfidylle störten, haben wir trotz der Kapitulation des Reiches versucht, noch militärischen Widerstand zu leisen. Wir fühlten uns als Geheimdienste, als wir ihre Waffen und Gerätschaften ausspähten. Unser Interesse galt besonders den langen Funkantennen an ihren Jeeps. Diese wurden von den Besatzern im weiten Bogen gekrümmt, an der Stoßstange eingehakt und als Wäscheleine benutzt. Denen galt unser Angriff! In einem unbewachten Augenblick lösten wir zwei Antennen, worauf die Socken und Hosen durch das feindlichen Lager schossen. Der französische Gegenangriff ließ nicht lange auf sich warten: Angesichts siegreicher Soldaten mit Gewehren im Anschlag schlugen unsere tapferen Herzen plötzlich in die Hosen, und wir ergriffen kampfesmutig die Flucht, die natürlich im Schutz unserer Mütter endete. Hermann Bohn, Morbach Wenn auch Sie eine historische Anekdote kennen, den Namen eines Hauses oder einer Straße erklären können oder zu einem historischen Ereignis eine persönliche Geschichte zu erzählen haben, schreiben Sie unter dem Stichwort "Stadtgeschichten" mit Namen, Adresse und Telefonnummer an die E-Mail-Adresse mosel@volksfreund.de. Wichtig ist, dass Ihre Geschichte höchstens 60 Druckzeilen (à 30 Anschlägen) umfasst.