Freddy unerreicht

MORBACH. Der König ist tot – und auch mit Stephan Eberhardt ist kein neuer in Sicht. Der Frontmann der Queen-Coverband "The Great Pretender" war so sehr um Authentizität bemüht, dass es nicht mehr authentisch wirkte. Der TV präsentierte das Konzert "The Show Must Go On" in der Morbacher Baldenauhalle.

 Die Cover-Band "The Great Pretender" sorgt trotz mangelnder Authentizität für Mitsingstimmung in Morbach. Foto: Christian Jöricke

Die Cover-Band "The Great Pretender" sorgt trotz mangelnder Authentizität für Mitsingstimmung in Morbach. Foto: Christian Jöricke

Wenn sich eine Coverband speziell einen Künstler zum Nachahmen aussucht, muss man sie auch an jenem messen. Denn bei "The Great Pretender" geht es nicht um eigene Interpretationen bekannter Stücke, sondern um deren originalgetreue Imitation. Die Band aus Sachsen stellte ihr Programm in der Morbacher Baldenauhalle vor. Stimmlich hat Stephan Eberhardt, der Gesang studierte, Einiges zu bieten. Zumindest vom Umfang her, der beim Nachsingen von Queen-Stücken von Nöten ist. Schwächen zeigt er beim Vibrato und bei Passagen, die gedehnt werden. Da trifft, beziehungsweise hält er nicht immer die richtigen Töne. Das Entscheidende aber, was Eberhardt zum sehr guten Freddie-Mercury-Epigonen fehlt, ist die Wucht in der Stimme. Vor allem in höheren Tonlagen hat er nicht die Kraft seines Vorbilds. Den Zuhörern in den ersten Reihen dürfte das jedoch kaum auffallen, da dort einige auch unaufgefordert fast von Beginn an aus voller Kehle mitsingen und die Darbietung auf der Bühne in ihrem Umfeld übertönen. Wenn man die Augen schließt, hat man also nicht unbedingt Mercury vor eben diesen. Wenn man sie öffnet, allerdings auch nicht. Eberhardt ist in seinem Bewegungsablauf so konzentriert, wie das Original zu sein, dass er unnatürlich und verkrampft wirkt.Zu sehr bemüht um Eins-zu-eins-Kopie

Ausstrahlung kann man eben nicht einstudieren. Anstatt sich von der Musik treiben zu lassen, ist Eberhardt zu sehr bemüht, den Queen-Sänger eins zu eins zu kopieren. Dadurch geht jeglicher Ausdruck in den Gesten und in der Choreographie verloren. Zudem tut sich der gebürtige Sachse keinen großen Gefallen, zwischen den Stücken Englisch zu sprechen. Störender sind allerdings die biographischen Erläuterungen eines Ansagers während der Umziehpausen. Der Conferencier hat den Charme eines Teleshopping-Moderatoren. Bei der Ähnlichkeit zwischen Mercury und Eberhardt muss man trotz gegenteiliger Behauptung in der Pressemitteilung der Band ebenfalls Abstriche machen. Oder um es positiv zu sagen: Jeder mittelgroße, schlanke Mann mit dunklen, kurzen Haaren und Schnurrbart sieht mit etwas Phantasie so aus wie der 1991 gestorbene Superstar. Erst recht wenn man ihn in einen schwarz-weiss-gestreiften Catsuit steckt. Dafür gleicht der Drummer Matthias Hüttich etwas dem Queen-Schlagzeuger Roger Taylor. Dass die Stimmung bei den 500 Besuchern in der Halle trotz der steifen Show stetig steigt, liegt weniger an dem Protagonisten - der gewiss zu den besseren Cover-Sängern gehört, aber für den vor allem wegen seines mangelnden Charismas Queen eine halbe bis ganze Nummer zu groß ist - als an den Stücken, die er zum Besten gibt. Zwei Stunden lang reiht sich von "Another one bites the dust" über "Who wants to live forever" bis zu "I want it all" ein Hit an den nächsten. Und wer eine Wette abgeschlossen hat, dass "We will rock you" und "We are the champions" als Zugabe kommen, der hat sie gewonnen.

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