Freudiges Ereignis im heimischen Wohnzimmer

HILSCHEID. (KiK) Ziemlich genau 40 Jahre ist es her, dass in dem kleinen Hilscheid das letzte Kind geboren wurde. Nun ist die kleine Maja, die zuhause geboren wurde, die 303. Einwohnerin.

Hermeskeil, Trier, Idar-Oberstein - das waren die Geburtsorte, die in den vergangenen 40 Jahren in die amtlichen Urkunden von Hilscheidern eingetragen wurden. Ohne eigenes Zutun ist Maja nun diejenige, die dieser Entwicklung ein vorläufiges Ende gesetzt hat. Das Baby erblickte das "Licht der Welt" im Hause ihrer Eltern in Hilscheid. Onkel Hans-Werner Pfeiffer war es, der vor 40 Jahren als letztes Kind in Hilscheid geboren wurde. Unter dem Begriff "Hausgeburt" werden diese Niederkünfte in den Statistiken geführt und sind im Gegensatz zur Zeit der Vorkriegsjahre heute die Ausnahme. Mit nur einem einzigen Prozent bildet Deutschland das Schlusslicht beim Anteil an den Hausgeburten innerhalb der EU. In Holland sind es beachtliche 30, in Frankreich immerhin 8,5 Prozent. Mutter Heike, gelernte Arzthelferin aus Rorodt, hat sich mit ihrem Mann Gernot ganz bewusst dafür entschieden, auch ihr drittes Kind in der gewohnten häuslichen Atmosphäre zur Welt zu bringen. Die bis an die Decken gekachelten Wände in Kreißsälen mögen hygienische Gründe haben, erwecken jedoch nicht nur bei Vater Gernot den Eindruck von "Schlachthäusern". "In unserem Wohnzimmer, da wo wir uns wohl fühlen", hatte der Vater mit einfachen Mitteln für die gewünschte Atmosphäre gesorgt. Gedimmtes Licht, überall brennende Kerzen, die neben warmen Licht Ruhe und Stimmung ausstrahlt sowie leise Musik, das sind die Eindrücke, an die sich die 27-jährige gerne erinnern wird, wenn sie an die Geburt zurückdenkt. Die dreifache Mutter weiß, wovon sie redet, denn ihren ersten Sohn Ramon hat sie vor vier Jahren im Krankenhaus geboren. "Hier fühlte ich allerdings ganz deutlich, dass ich mich unweigerlich dem Klinikbetrieb unterzuordnen hatte, mich innerhalb von Zeitplänen und Organisationsabläufen zu bewegen habe", erinnert sich Heike ungern an die Zeit zurück. "Im Krankenhaus fehlt schlichtweg die persönliche Note, die Atmosphäre, die Nähe von Raum und vertrauten Personen," nennt die Mutter wichtige Gründe für ihre Entscheidung. "Ich war mir zu 100 Prozent sicher, dass meine Hebamme für mich da ist, wenn es soweit ist. Wir kennen uns, unter anderem auch durch die ausgiebigen Vorbereitungen während der Schwangerschaft und durch viele Gespräche." Sie spricht von Ute Krause, der freiberuflichen Hebamme aus dem benachbarten Thalfang. Hin und wieder wandert ihr Blick auf den an der Decke befestigten und aufgerollten Hängesack. Ja, hier hat sie ihre Maja geboren. "Ich war von Anfang an bis zum Ende mit dabei, war tierisch aufgeregt und möchte diese Momente nicht missen", erzählt der stolze Vater. Die Mutter verrät ein Hausrezept, das sie am Nachmittag des Geburtstages von Maja zu sich genommen hatte. Der Saugglocke im Krankenhaus zog Heike Pfeiffer den folgenden Trank vor: ein Gläschen Sekt, 500 Milliliter Aprikosensaft, gemischt mit 50 Millilitter Rizinusöl. Das Gemisch sollte innerhalb einer Stunde getrunken werden. Mit Erfolg: Um 17 Uhr getrunken, kamen um 22.15 Uhr die ersten Wehen. Am Ende hatte Heike ein gesundes, 3440 Gramm und 51 Zentimeter großes Mädchen im Arm. Die kleine Maja ist die 303. Einwohnerin und nach 40 Jahren die erste Einwohnerin, die das Licht der Welt in Hilscheid erblickt hat.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort