Gedränge bei der Premiere

WEIPERATH. Die erste Weiperather Museumsnacht dürfte nicht die Letzte gewesen sein. Rund 450 Besucher schauten Schnitzern oder Besenbindern bei der Arbeit zu oder ließen sich Flammkäs’ und Mitternachtssuppe munden.

Der Kessel dampft und verbreitet einen Duft von Malzbonbons in der Scheune. Gleich daneben brutzelt der Hunsrücker "Flammkäs'", den sich die Besucher mit dem selbst gebrauten Bier schmecken lassen. Doch nicht nur das "Haus Rosa" lockt in Weiperaths erster Museumsnacht. Auch im Stammhaus des Hunsrücker Holzmuseums herrscht Gedränge beim Schnitzen, Besenbinden, "Mohlen" von Holzschalen und Krippenbauen. Ein Renner ist die Mitmachwerkstatt für "Hui-Maschinen", die Besucher jeden Alters ausprobieren. Selbst Wissenschaftler begeisterten sich dafür, sagt Museums-Experte Hubert Brück. Seit 1927 versuchten sie das Phänomen des links- und rechtsdrehenden Propellers zu ergründen. Wen es nach dem Grübeln über das Geheimnis der Schwingungs-Umkehr nach etwas Muße gelüstet, findet diese beim Gastspiel des Musikvereins Weiperath. Oder in einer der gut besuchten Autorenlesungen von Fritz Langensiepen, Armin Müller-Faust und Heinz Josel Nisius. Echte Nachtschwärmer kommen zudem in den Genuss des Zupforchesters Lauterbach sowie der "Sonx" von "Woltähr" Walter Liederschmitt. Laut Museumsleiter Michael Pinter ist es zwei Uhr morgens, als sich die Museumsnacht ihrem Ende zuneigt. Bei schätzungsweise 450 Besuchern habe vor allem zwischen 21 und 22 Uhr "Geschiebe und Gedränge" geherrscht. Beste Voraussetzungen für eine Wiederholung, auf die sich Pinter zeitlich aber nicht festlegen will: "Die Kreativität wird da das Hauptwort reden." Etliche Gäste kamen in dieser Nacht von weiter her. So Ingeborg Rittmann aus Idar-Oberstein oder Hans und Jutta Christ aus Büchenbeuren. Sie schauten beim Schnitzen, Besenbinden und Drechseln über die Schultern und bei Töpfer Siegfried Kampe, der das "Mohlen" vorführte. Andere Besucher, wie viele Weiperather, sind längst Stammgäste im Museum. Harald und Anne Gauer inspizierten daher erst das "neue" Haus gegenüber, das die fünf neuen Inhaber dem Museum fünf Jahre kostenlos zur Verfügung stellen. Während es Sohn Florian, zehn Jahre alt, zu den Handwerkern drängte, freute sich Monika Klein auf die Mitternachtssuppe. Krippenbauer Helmut Loch ist von der Idee der Weiperather Museumsnacht begeistert: "Deswegen war ich gleich dabei." "Das Museum wird noch berühmt", sind Hildegard und Erich Boujong überzeugt. Selbstgebrautes Bier wird es dort allerdings nicht dauerhaft geben. "Das mache ich nur Herrn Pinter zuliebe", betont "Braumeister" Hanni, alias Johannes Alt, der die Kunst in einem Hunsrückhaus-Seminar erlernte. Was die Zutaten angeht, steht er Wissbegierigen wie Lieselotte Bracke oder Georg Steffen aber gern Rede und Antwort. Ingrid Kellers Bilanz der Museumsnacht dürfte für die Meinung vieler stehen: "Es ist schön hier - vor allem dass so viele gekommen sind - aber es wird ja auch viel geboten." Für die Hundheimer Ingrid und Dieter Elsen ist die Entwicklung des Elsen'schen Elternhauses beeindruckend: "Toll wie die das hier machen - alle Achtung."

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