Geglückter Neuanfang

HORATH. Ein Jahr, nachdem das Drahtwerk Horath (DWH) an den Start ging, hat sich die Situation im Werk stabilisiert. Trotz vorhandener Überkapazitäten und der Flaute in der Baubranche zeigt sich die Geschäftsleitung zuversichtlich.

"Wir gehen davon aus, 2004 zirka 100 000 Tonnen zu produzieren." Geschäftsführer Karl Burkardt ist zuversichtlich, was die Zukunft des Drahtwerks Horath mit derzeit 75 Mitarbeitern angeht. Obwohl er auch in den kommenden Monaten keinen Aufwärtstrend in der Baubranche sieht, hat er angesichts der früher in Horath mit 174 Leuten produzierten 240 000 Tonnen Baustahlmatten dazu allen Grund. Neue Ära zunächst unter französischem Dach

Zumal seit dieser Woche der bereits 2003 aufgenommene Zwei-Schicht-Betrieb trotz winterbedingter Bauflaute wieder anlaufen konnte. Das vor einem Jahr angekündigte "Strampeln" um Kunden auf dem hart umkämpften Stahlmarkt war offensichtlich erfolgreich. Damals waren in Horath nach fünfmonatigem Betriebsstillstand 18 Mitarbeiter der neu gegründeten Gesellschaft DWH mit der Produktion von Stahlmatten an den Start gegangen. Unter dem Dach der französischen Muttergesellschaft Sotralentz brach für das Hunsrücker Traditionsunternehmen - ehemals Hochwald-Drahtwerk (HD) - eine neue Ära an. Im Zuge des vorangegangenen Insolvenzverfahrens hatten alle der zuletzt 75 Mitarbeiter ihre Arbeit verloren. Manche der bis ein Jahr zuvor noch 150 Beschäftigen sogar nach mehr als 30 Jahren. Auslöser war ein Brand beim Hauptlieferanten, dem Trierer Schwesterunternehmen Moselstahlwerk, gewesen. Ereignisse, die für den Geschäftsführer heute Geschichte sind. "Wir sind in der komfortablen Lage, dass wir keine Aufträge kaufen müssen", nennt Burkardt ein wesentliches Plus in einer Branche mit nach wie vor sehr hohem Druck. Trotz vorhandener Überkapazitäten sei das DWH daher nicht "überall drauf gesprungen", so dass all zu schlechte Preise ein Verabschieden aus dem Anbieterkreis erlaubten. Ohne die Hilfe der Muttergesellschaft hätte das aber nach Aussage von Burkardt nicht funktioniert. So produzierte das DWH in den ersten Monaten 80 Prozent für Frankreich, was das parallele Akquirieren von Kunden erleichterte. Obschon sich dies dennoch "steinig" gestaltete, da die Vorgänger-Kunden sich mittlerweile anders orientiert hatten und der Wettbewerb nicht eben erbaut war über den Neuen am Markt. Dass das DWH es dennoch schaffte, ist für den Geschäftsführer der ähnlich ländlich geprägten Muttergesellschaft zu danken, die mit dem Herzen dahinter gestanden habe. Das A und O ist für Burkardt jedoch die Produktivität. "Und die ist in Horath sehr hoch", lobt er die teils mit Fest-, teils mit Zeitverträgen eingestellten Mitarbeiter, die im großen und ganzen die gleichen seien wie vor anderthalb Jahren. Ein Drittel davon, darunter ein Industriemechaniker- und ein Elektroniker-Lehrling, stammt aus Horath. 17 weitere kommen aus Thalfanger Gemeinden, 20 aus dem Raum Morbach und sechs aus der Nähe von Bernkastel-Kues. Gekündigt wurde laut Burkardt seit dem Start vor einem Jahr keinem. DWH habe lediglich fünf Zeitverträge auslaufen lassen. Für Anarbeitung wie Schneiden und Biegen greife das Werk auf Sub-Unternehmer zurück: "Das macht heute keiner mehr selber." Stolz ist der Geschäftsführer auf die Unternehmens-Philosophie einer gesunden Mischung aller Altersstufen. "Das Know-how von Leuten über 50 wird sehr gern genutzt - wir haben gute Erfahrungen damit gemacht." Moderates Wachstum ist das Ziel

Die größten Probleme hatt rückblickend der Eintrag ins Handelsregister bereitet, den das Amtsgericht Trier Ende Juni 2003 bestätigte. Allerdings rein verwaltungstechnisch. Ansonsten verlief der Kauf durch die Sotralentz-Gruppe sowie das spätere übertragen der Grundstücke, Gebäude und Maschinen auf die deutsche DWH reibungslos. Investitionen, sprich Modernisierungen, sind laut Burkardt in erster Linie bei Maschinen und Anlagen vorgesehen. Am Gebäude soll sich vorerst nichts ändern. Schwerpunkt ist die Produktion: "Wir wollen moderat wachsen - so wie die Konjunktur es zulässt."

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