Gemäuer halten Überraschungen bereit

Das eindrucksvolle Gerüst am Schloss Oberstein lässt unschwer erkennen: Da oben tut sich etwas. Eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen dienen vor allem der Sanierung und Sicherung der Außenmauer.

 Im Löwenkeller wurde nach dem Entfernen des Betonbodens ein gut drei Meter tiefer Hohlraum entdeckt. Fotos: Hosser

Im Löwenkeller wurde nach dem Entfernen des Betonbodens ein gut drei Meter tiefer Hohlraum entdeckt. Fotos: Hosser

Idar-Oberstein. Der knappe Raum hinter der Bühne und Tribüne auf dem Schlosshof, die gerade für den Theatersommer dort aufgebaut sind, ist vollgestellt mit Baumaterialien und -maschinen. Die Handwerker der Wittlicher Firma Bis-Engineering, die auf die Sanierung historischer Bausubstanz spezialisiert ist, wird hier mit sehr unterschiedlichen Problemen und so mancher Überraschung konfrontiert.

Trotzdem, so meint auch Uwe Merscher, Mitarbeiter der Abteilung Gebäudemanagement der Stadtverwaltung und Ansprechpartner für die Maßnahme bei der Stadt, werde man die Arbeiten wohl planmäßig in diesem Jahr abschließen können.

Eine der Überraschungen stellte sich bei der Untersuchung der südöstlichen Ecke der Außenmauer ein. Schon lange war aufgefallen, dass diese Stelle ständig feucht war, und man hatte die nahe liegende Vermutung, die Feuchtigkeit komme aus dem Innern der Mauern, beispielsweise über eine undichte Stelle in der Mauerkrone oder ähnliches.

Jetzt hat sich herausgestellt, dass der Mörtel nur an dieser einen Stelle des Schlosses eine größere Menge Salz enthält, das wiederum die Feuchtigkeit von außen anzieht. "Nun wird an dieser Stelle die Wand Stück für Stück erneuert, nicht nur der alte Mörtel muss raus, sondern wir tauschen auch die Steine aus", erläutert Merscher. Die Austauschsteine liegen in großen Haufen auf dem Schlosshof. Sie stammen aus dem Steinbruch in Niederwörresbach, wo sie mit der Hand verlesen wurden, damit sie farblich in das Gemäuer passen.

Gesamte Außenmauer des Schlosses ist zweischalig

 Der Polier Erwin Martini injiziert flüssigen Spezialzement in das Innere der Burgmauer, um sie zu stabilisieren.

Der Polier Erwin Martini injiziert flüssigen Spezialzement in das Innere der Burgmauer, um sie zu stabilisieren.



Der größte Teil der Bruchsteine ist allerdings für einen rund sechs Meter hohen und dreieinhalb Meter breiten Keil vorgesehen, der an der Westseite des Schlosses unmittelbar vor der Aussichtsterrasse hochgemauert werden soll. Damit soll vor allem der oberste Teil des Schlossgebäudes stabilisiert werden, von dem nur die vordere Mauer steht. Die gesamte Außenmauer des Schlosses ist zweischalig, das heißt sie besteht aus einer inneren und äußeren Mauer, die allerdings an vielen Stellen nur noch lose verbunden sind.

Darum werden im Abstand von etwa einem Meter Löcher in die Mauer gebohrt, durch die dann mittels eines Plastikschlauches ein Spezialzement injiziert wird. "An vielen Stellen wird durch die Injektion Wasser herausgedrängt, das sich in der Mauer in Hohlräumen gesammelt hat", berichtet der Polier Erwin Martini, der schon reichlich Erfahrungen mit der Sanierung älterer Gemäuer hat, so etwa bei den Schlössern und Burgen in Nassau, Bernkastel-Kues und Homburg.

Gleich mehrere Überraschungen hielt der Löwenkeller bereit. Als man die Betondecke entfernte, ging das überraschend leicht, denn die rund 40 Zentimeter dicke Platte war nicht wie üblich mit Metallstangen armiert und besaß daher auch wenig Stabilität. Nach Entfernen der Decke stellte man fest, dass darunter ein rund drei Meter großer, mit Erde verfüllter Hohlraum liegt. Auf dessen Grund befindet sich ein Schacht, dessen Funktion aber bislang nicht geklärt werden konnte. Anscheinend gibt es an dieser Stelle noch eine ältere Burgmauer, vor die dann die jetzige gesetzt wurde.

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