Gemalte Liebesbriefe

DEUSELBACH. (jolo) Vielseitigkeit prägt die Abteilung "Kulturelles rund um Thalfang". Jetzt wurde im Rahmen "Kultur im Hunsrückhaus" die Ausstellung "Waldbilder" eröffnet. Zur Vernissage der 13 Künstlerinnen und Künstler kamen rund 100 Gäste ins Hunsrückhaus.

"Jede Vernissage ist wie der Stapellauf eines Schiffes. Bilder verlassen die Werkstatt der Meisterin, des Meisters und sind damit öffentliches Kulturgut. Mit dem ersten ‚Gesehenwerden‘ beginnt ein Bild sein eigenständiges Leben", sagte Verbandsbürgermeister Hans-Dieter Dellwo zur Begrüßung der vielen Besucher der Vernissage "Waldbilder". Umrahmt wurde die Vernissage vom Querflötenensemble der Kreismusikschule. Auch Erich und Herta Fuchs sowie ihre Tochter Helga Scheid waren gekommen. Fasziniert ist Helga Scheid von der Zeichnung "Melodie am Waldesrand", soviel Ruhe strahlt das Bild auf sie aus. Dass ihr Dorfnachbar Hermann Wurzel, der wie sie seine Werke bei der Vernissage vorstellte, es gemalt hatte, wusste sie nicht. Insgesamt 13 Künstler haben - teils in eigenen Visionen, teils realitätsnah - Waldlandschaften und die Tiere des Waldes auf Papier und Leinwand gebannt. In seiner Laudatio ging Hans-Dieter Dellwo auf die verschiedenen Techniken und Vorgehensweisen der Maler ein. Die Hobbymaler hätten in ihren "Waldbildern" die Schönheiten, Besonderheiten und auch die Probleme unserer Waldwirtschaft ausgedrückt. Der mitausstellende Organisator der Ausstellung, Burkhard Okfen, ging zunächst auf die besondere Bedeutung des Waldes in der Gesellschaft ein. Er tadelte, dass Bilder "röhrender Hirsche" oder von der "Rotte der Sauen im Winterwald" heute gerne belächelt würden. Dabei seien diese Ausdruck der Gefühlswelt der Bevölkerung vergangener Zeit gewesen, als diese einfach und abgeschieden in ihren Dörfern lebte. "In unseren Tagen findet eine Rückbesinnung auf die Werte der Natur statt, ein Zurückgehen zur Betrachtungsweise unserer Vorväter, die begriffen hatten, in und mit der Natur zu leben, ist da doch verständlich", betonte der Hobbymaler. "Viele schnüren die Wanderstiefel, um den Wald zu erleben. Andere greifen zum Zeichenstift, zu Pinsel und Farbe. Bei diesen Waldbildern haben Menschen ihre Naturliebe zu diesem Berg zu Papier oder auf die Leinwand gebracht - sozusagen gemalte Liebesbriefe an eine Landschaft", sagte der Wittlicher Okfen und wünschte den Besuchern "erlebendes Sehen" und gute Gespräche. Der älteste der Hobbymaler ist der 90-jährige Gerd Menkel aus Hattgenstein. Menkel begann mit 15 Jahren das Malen, studierte später Malerei und ergriff später doch einen ganz anderen Beruf. Auf einen Malstil festlegen will Menkel sich nicht. "Wissen Sie, 90 ist doch noch kein Alter", sagte Menkel und seine Bilder vom Soonwald oder den Wäldern an der Nahe zeugen von seiner Schaffenskraft. Wo Menkel malerisch steht, will Edith Reusch noch hin. Die Hobbymalerin aus Berglicht hat schon mehrere Malkurse bei "Meister" Okfen belegt. "Ihren" Malstil hat Edith Reusch schon gefunden: Landschaften und Blumen in Aquarell. Später einmal selbst auszustellen, ist ihr Traum. Die ausgestellten "Waldbilder" ermahnen dazu, mit Fauna und Flora ehrfürchtig umzugehen. Zu sehen sind die Zeitzeugnisse noch bis zum 21. September, dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr. Findet die Ausstellung ausreichende Resonanz, könnte sich Burkhard Okfen vorstellen, dass Kunstfreunde sich zu Themen wie "Hunsrücklandschaft", "Hunsrückdörfer" oder "Bauerngärten" im Hunsrückhaus am Erbeskopf wiedersehen werden.

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