"Gerade sitzen, sonst gibt's Prügel"

Die Ergebnisse einer Projektwoche werden heute, 30. Mai, von 10 bis 12 Uhr in einem historischen Klassenzimmer in der Grundschule Malborn vorgestellt. Jedes Kind hat eine eigene Projektmappe mit dem Titel "Zeitreise in die Schule der Großeltern" erarbeitet. Die Arbeiten sind auch Teil der Vorbereitung auf das große Jubiläumsschulfest am 7. Juni.

 Lernen wie einst Oma und Opa: Nico Bodo Trees, Jan Schmitt, Annika Engels und Selina-Maria Schmitt (von links) üben sich mit Griffel auf der Schiefertafel in Sütterlin-Schrift. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Lernen wie einst Oma und Opa: Nico Bodo Trees, Jan Schmitt, Annika Engels und Selina-Maria Schmitt (von links) üben sich mit Griffel auf der Schiefertafel in Sütterlin-Schrift. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Malborn. Nico, Jan, Annika und Selina sitzen in einer Schulbank, die auch schon Oma und Opa gedrückt haben könnten. Sie schreiben mit Griffeln auf Schiefertafeln in Sütterlin oder altdeutscher Schrift.Die Schule wie früher erleben können die Besucher heute von 10 bis 12 Uhr oder beim großen Schulfest zum 100. Geburtstag des Schulhauses am 7. Juni von 10 bis 16 Uhr."Die Kinder sind begeistert von dieser Projektwoche. Die meisten konnten schon nach zwei Wochen fast perfekt in Sütterlin schreiben", freut sich Schulleiter Franz Bauer.Tief ist er mit den Kindern in die Geschichte des Schulhauses eingetaucht, übte die alten Schriften, studierte alte Baupläne und Skizzen der Architekten, ließ aber auch die Schattenseite des Schulalltages nicht aus, der allzu oft mit drastischen Maßregelungen verbunden war.Von den beiden Senioren Ingebourg Trees und Josef Ludwig hörten die Kinder aus erster Hand, was es früher hieß, als Schüler den Prügelattacken des Schulmeisters willenlos ausgeliefert zu sein. Die Schulordnung von 1920 flößte den Kindern Respekt ein: Auf dem Schulhof war kein Geschrei oder Geschwätz gestattet, die Schüler mussten still und aufrecht sitzen, jeden Samstag musste die Schule von den Schülern gekehrt und gesäubert werden, und der Schulmeister sollte die Rute ruhig gebrauchen, lauteten einige der Vorschriften.Bestrafungen beschränkten sich nicht nur auf "mit dem Gesicht zur Wand in die Ecke stellen", sondern auch auf Prügel bis zum Hinknien auf Holzscheite, was heutzutage wohl als Folter gilt.Wie haben die heutigen Kinder darauf reagiert? "Die Kinder fragten, ob das damals wirklich so schlimm war, denn sie konnten sich so was gar nicht vorstellen", erklärt Schulleiter Bauer. Er fügt hinzu: "Sogar der Pfarrer prügelte, wenn das Aufsagen des Katechismus nicht wie am Schnürchen klappte." .Heute geht es wesentlich netter, lockerer und freundlicher in der Malborner Schule zu, vor allem, wenn am 7. Juni gefeiert wird. Die Kinder haben Tänze, Lieder und Sketche, sogar in englischer Sprache, einstudiert. Es gibt eine Gymnastik- und Playbackshow und alle freuen sich auf den Besuch eines Zauberers.

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