Gespräche schaffen Akzeptanz

ERBESKOPF. Beim Thema Bürgerbeteiligung kennt sich Rosa Vollmuth aus. Die Planerin aus Kanzem setzt auf einen engen Prozess zwischen Planung und Dialog. Sie berichtete bei der Regionaltagung "Dorf im Dialog" über ihre Erfahrungen.

Frau Vollmuth, Partizipation ist offenbar der Schlüssel füreine erfolgreiche Dorfentwicklung. Wie erreichen Sie eine hoheBürgerbeteiligung, und wie stark ist diese? Vollmuth: Die Bürger sind in allen Dörfern sehr an einer Mitarbeit an der Zukunft ihres Dorfes interessiert. Von 30 bis 50 Teilnehmern einer ersten Veranstaltung engagieren sich 20 bis 30 über ein Jahr hinweg. Es ist oft so, dass Arbeitskreise danach weiterarbeiten oder sich Neubürger für die Gemeinde engagieren.

Hat sich Ihr Konzept der Planungskommunikation bereits real bewährt?

Vollmuth: Ja, zum Beispiel ist Kanzem auch aufgrund meiner Moderation, einer Sanierungsberatung und des mit den Bürgern entwickelten Dorfentwicklungskonzeptes zweiter Preisträger im europäischen Dorferneuerungswettbewerb 2000 geworden. Mein Konzept beruht darauf, dass ich Planung und Bürgerbeteiligung in einem engen Prozess vernetze. Der Anteil der Gespräche mit allen Bürgern und Planungsbeteiligten beträgt mehr als Dreiviertel der Arbeit und schafft individuelle Konzepte mit hoher Akzeptanz bei den Gemeinden.

Was sind Ihre Ziele?

Vollmuth: Mein Ziel ist, die persönliche und auch finanzielle Beteiligung von Bürgern am Dorfprojekt zu erreichen. In der engen Zusammenarbeit von spontanen, und sehr kreativen Bürgern mit Gemeindevertretung und Vereinen, die erfahren in der Durchsetzung und Weiterführung der Projekte sind, sehe ich eine wichtige Voraussetzung zu einem erfolgreichen Projekt. Diese Mischung ergänze ich strategisch in der Organisation, entwickle fachübergreifende Konzepte daraus, suche Finanzierungsmöglichkeiten, stelle Förderanträge und entwickle Stiftungsmodelle. Kanzem wurde mit zirka 590 Einwohnern als Schwerpunktgemeinde anerkannt und wird aufgrund des Modellcharakters aller Einzelprojekte mit etwa 60 Prozent aus Mitteln der Dorferneuerung und der Europäischen Union gefördert.

Wie sieht so eine Beteiligung konkret aus, welche Gruppen waren eingebunden?

Vollmuth: Mit einer Kanzemer Bürgergruppe aus fünf bis sechs Mitgliedern habe ich einen "Philosophischen Friedhofsgarten über das Leben und Sterben" initiiert und geplant. Heute ist dieser ein rheinland-pfälzisches Modellvorhaben. Der Garten wird derzeit mit voller Unterstützung der Gemeinde und fast aller Vereine gebaut.

Haben Sie einen Leitfaden entwickelt und wie werden solche Planungs- und Beteiligungsprojekte finanziert?

Vollmuth: Bürgerbeteiligung und Planung eng zu verknüpfen ist ein sehr effektiver Weg, gut durchdachte und wirtschaftliche Konzepte zu entwickeln und die finanzielle Belastung mit vielen zu teilen. Die Tagung "Wenig Geld - was nun?" (Freitag, 16. Mai, im Hunsrückhaus), die sich vor allem an Bürgermeister und Vereinsvorsitzende wendet, wird in diesem Sinne innovative und konkrete Wege zu Planung, Förderung, Sponsoring und Finanzierung von Dorfentwicklung, Neubaugebieten, Freiflächen, Dorfläden und zukunftsorientierten Vereinsstrukturen aufzeigen.

Die Fragen stellte TV-Mitarbeiterin Ursula Schmieder.

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