Gewehr bei Fuß im ehemaligen Munitionslager

WENIGERATH. Es gibt in diesen Zeiten nicht viele Firmen, die investieren. Doch die Firma Juwi aus Kirchheim-Bolanden möchte gern und kann (noch) nicht. In der Morbacher Energielandschaft (MEL) steht das Unternehmen Gewehr bei Fuß.

Auf einem 4,7 Hektar großen Areal plant Juwi, die auch die Windräder in der MEL betreibt, eine Biogas-, eine Pelletier- und voraussichtlich auch eine Holzvergasungs-Anlage. Drei Projekte, bei denen Biomasse in Strom umgewandelt werden soll. Mit den 18 Landwirten, die die Biomasse liefern sollen, ist man sich handelseinig. Die ersten Gras- und Ganzpflanzensubstrat-Lieferungen warten in Wenigerath schon auf ihre Weiterverarbeitung. Insgesamt soll die Anlage 500 Kilowatt bei 7500 Arbeitsstunden produzieren. Im ersten Bauabschnitt soll mit 300 Kilowatt Leistung begonnen werden. "Wir wollen noch in diesem Jahr das erste Kilowatt Strom erzeugen", versichert Projektleiter Thomas Schopbach. Das ergibt Sinn: Schließlich gibt es bei der Einspeise-Vergütung im nächsten Jahr einen Prozentabschlag, der sich auf die vollen 20 Jahre auswirkt. Bei der Firma ist alles im Zeitplan. Derzeit beantragt Juwi die Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) bei der Struktur- und Genehmigungsbehörde (SGD) Nord. Mit dem nächsten Baustein des Projekts, eine Anlage, die Holzpellets herstellt, kann‘s erst loslegen, wenn die Biogas-Anlage produziert. Denn mit ihrer Abwärme sollen Sägespäne getrocknet werden, der Rohstoff für die Pellets. Geprüft wird derzeit noch ein drittes Vorhaben, eine Holzvergasungs-Anlage. Dort steht man noch in Verhandlungen mit Anbietern. Über Holzvergasung und Pellets macht man sich in Kirchheim-Bolanden derzeit keinen Kopf. Aber für die Biogas-Anlage drängt die Zeit. Der Zeitplan ist eng, wenn das 100-Mann-Unternehmen sein Ziel erreichen will. "Wenn irgendetwas quer läuft, dann ist es Essig", kommentiert Schopbach das enge Zeitkorsett. Das Hauptproblem: Noch immer ist unklar, wie die Erschließung finanziert wird. "Schuld" daran war zunächst der Landesrechnungshof. Denn der hatte Anfang des Jahres die bisherige Praxis moniert, dass das Land bei dem Konversionsprojekt – die Bauvorhaben entstehen auf einer Fläche, auf der die Amerikaner früher ein Munitionslager betrieben – beträchtliche Summen mitfinanzierte, ohne die Einkünfte der Morbacher aus Fotovoltaik und Windenergie zu berücksichtigen. Nach der harschen Kritik machte das Innenministerium einen Rückzieher. Innenminister Karl Peter Bruch, damals noch Staatssekretär, beeilte sich, zuzusagen, das Prozedere zu ändern. Dann aber, so die Auffassung des Bürgermeisters damals, sei die Erschließung – immerhin rund 450 000 Euro teuer – nicht zu stemmen. Positive Signale, aber nichts Handfestes

Ganz so aussichtslos kann die Lage nicht sein: Schließlich wurde das fragliche Gelände in der MEL bereits vor Wochen gerodet. Ob die Gemeinde dies in Auftrag gegeben hätte, wenn sie keine Aussichten für eine Realisierung sähe, darf bezweifelt werden. Abwarten wäre übrigens wenig sinnvoll gewesen. Denn mittlerweile herrscht aus Gründen des Vogelschutzes Rodungsstopp. In der Zwischenzeit führt die Gemeinde Gespräche mit Innen- und Wirtschaftsministerium, die gut verlaufen seien, hört man aus dem Rathaus. Es habe positive Signale aus Mainz gegeben. "So langsam sind wir auf eine Entscheidung angewiesen", macht Bürgermeister Gregor Eibes deutlich. Man versuche, noch immer Modelle zu zimmern, die vor dem Rechnungshof Bestand haben sollen. Doch spruchreif sei noch nichts.

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