Griff nach den Sternen

Die Gastgeber im Morbacher Unterkunftsverzeichnis sollen sich samt und sonders klassifizieren lassen, kündigte Bürgermeister Gregor Eibes in der jüngsten Sitzung des Fremdenverkehrs-Ausschusses an. Inzwischen klingt er moderater. Eine Pflicht zur Klassifizierung wird es nicht geben.

 Sterne sollen in Morbachs Hotels, Pensionen und Fremdenzimmern künftig die Regel werden. TV-Foto: Ilse Rosenschild

Sterne sollen in Morbachs Hotels, Pensionen und Fremdenzimmern künftig die Regel werden. TV-Foto: Ilse Rosenschild

Morbach. Nur im Märchen fallen Sterne vom Himmel. Betreiber von Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen müssen sie sich in der Regel hart erarbeiten. Geld kosten die Klassifizierungen auch. Und dennoch: Wer eine Unterkunft bucht, will wissen, was ihn erwartet. Eine wichtige Orientierungshilfe sind die Bewertungen nach den Kriterien des Deutschen Tourismusverbandes und des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes. Ob eine Unterkunft einen oder vier Sterne hat, das sei ein wichtiger Anhaltspunkt für die Buchungsentscheidung. Davon ist Bürgermeister Gregor Eibes überzeugt. In der jüngsten Fremdenverkehrsausschuss-Sitzung regte er deshalb an, dass sich alle Gastgeber im Morbacher Unterkunftsverzeichnis diesen Bewertungsmaßstäben unterziehen müssen. Und da dies offenbar noch keine Kommune in Rheinland-Pfalz geschafft habe, wolle man die Nase vorn haben. Nur so könne man dauerhaft Qualitätssteigerungen erzielen, ist der Bürgermeister überzeugt. DTV: Bei Ausschluss droht Schadensersatz

Doch diese hehre Absicht in die Realität umzusetzen, klingt einfacher, als es ist. Denn nach einer Information des Deutschen Tourismus-Verbandes können Vermieter aus derartigen Verzeichnissen nur ausgeschlossen werden, wenn ein sachlicher Grund und eine Rechtsgrundlage vorliegen. Eine Tourismus-Organisation, die in öffentlichem Auftrag tätig ist, müsse alle Betriebe gleich behandeln. Die Aufnahme in Broschüren dürfe nicht von der Teilnahme an der kostenpflichtigen Klassifizierung abhängig gemacht werden. Wer dies dennoch tut, riskiert nach Auskunft des DTV, auf Schadensersatz verklagt zu werden. Das ist inzwischen auch dem Morbacher Verwaltungs-Chef klar. "Dennoch sehe ich grundsätzlich diesen Weg als richtig an", macht er dem TV deutlich. Allerdings wolle er jetzt den Weg der Überzeugung einschlagen. "Ich plädiere stark dafür, dass wir in Gesprächen mit Gastgebern darauf hinwirken, dass sie sich bewerten lassen." Bei den Ferienwohnungen und Privatzimmern fehlen ohnehin nur noch wenige, bei Gaststätten und Hotels gibt es derzeit nur zwei klassifizierte Betriebe. Grundsätzlich sei ein Ausschluss unabhängig von jeglicher Bewertung nur möglich, wenn es wiederholt erhebliche Beanstandungen von Gästen gegeben habe. Dafür muss nach Angaben von Eibes allerdings die Satzung geändert werden. Darauf will er hinarbeiten. Unzufriedene Gäste seien ein Imageverlust für den Urlaubsort Morbach. Meinung Überzeugen statt zwingen Über den richtigen Weg lässt sich trefflich streiten. Das Ziel jedenfalls ist richtig. Je mehr klassifizierte Unterkünfte es in Morbach gibt, desto besser für Kunden und Beherbergungsbetriebe. Wer sein Hotelzimmer oder seine Ferienwohnung im Internet oder per Katalog bucht, will klare Anhaltspunkte. Das wissen wir alle aus Erfahrung. Papier ist geduldig. Wer einmal mit seiner Unterkunft unzufrieden war, gibt dem Urlaubsort in aller Regel keine zweite Chance. Das bedeutet im Klartext: lieber nur einen Stern als keine Klassifizierung. Das mag im Einzelfall problematisch sein. Zum Beispiel: Ein Pensionsbetreiber will just nach dem Bewertungstermin renovieren. Dann stimmt die Zahl der Sterne schon kurze Zeit später nicht mehr. Sei's drum. Einen Pflicht-Test wird es aus rechtlichen Gründen nicht geben. Auch wenn es mühselig ist: Man wird die zurückhaltenden Gastgeber überzeugen müssen. i.rosenschild@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort