Große Politik im Kleinen

Morbach . (HB) Der Versammlungsraum und ein Klassenzimmer der Morbacher Hauptschule wurden eine Woche lang in einen Verhandlungsraum der UNO-Vollversammlung verwandelt. 21 Schüler der Klasse 10 schlüpften in einem Simulationsspiel in die Rollen von zehn Regionen.

Auf einem großer Tisch ist die Weltkarte ausgebreitet. Ringsum an kleinen Tischen sitzen die Schüler als Regierungschefs und Wirtschaftsminister von elf Groß-Regionen. Sie übernehmen die innen- und außenpolitische Verantwortung ihrer Region. In der Weltbörse nebenan treffen sich zeitweilig die Wirtschaftsminister und versuchen, Defizite und Überschüsse im Akrar, Energie, Industrie und Rohstoffsektor auszugleichen. Obwohl das Simulationsspiel "Pol&IS" auf den ersten Blick kompliziert aussieht, läuft es - einmal angestoßen - wie von selbst. Die Möglichkeiten bei diesem Spiel lassen sich didaktisch optimal nutzen und ausschöpfen. Mit dieser Simulation, die von einem Jugendoffizier der Bundeswehr geleitet wurde, will man das Interesse für die internationalen Beziehungen wecken, Kenntnisse vermitteln, Verständnis für Zusammenhänge fördern und Fähigkeiten einüben und überprüfen. "Die Simulation als Spiel bietet den Mädchen und Jungen die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden und dadurch die internationalen Beziehungen in einer Modellwelt selbst zu erfahren, beteiligt, betroffen und engagiert zu sein", erklärte Spielleiter Christian Schmitt. Die Schüler würden immer wieder mit den Folgen ihrer Handlungen konfrontiert, was die Bereitschaft, sich mit der Materie auseinander zu setzen, fördere. Schmitt hat das Schulungsprogramm gemeinsam mit Klassenleiter Peter Geisenhainer, der den Part der Weltbörse übernahm, geleitet. Eine wichtige Funktion bei dieser Simulation hatte mit der Presse auch Lehrer Alexander Weinen.Jeden Tag eine Presseschau

Weinen brachte jeden Tag die "POL&IS"-Presseschau mit Berichten und Kommentaren zu wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen des Vortages. Darunter waren folgende Schlagzeilen: "Leichtfertige Militärabkommen gefährden Weltfrieden", "China hat durch kluge Programme den demokratischen Weg geschafft", "Mehrere Länder rüsten ihre Chemie- und Atomwaffen ab" und "Putsch bei UN-Vollversammlung". Bei diesem pädagogisch wertvollen Modulspiel lernen die Schüler in Spielzügen die komplexen Themen in der Wirtschaft, Politik und beim Militär, besser zu erkennen, da sie persönlich in die Rolle der Politiker treten und die Auswirkungen ihrer Entscheidungen selbst zu spüren bekommen. In der realitätsnahen Modellwelt erhalten sie Informationen über die Verhältnisse der verschiedenen Regionen. Den Schülern hat das Konzept "Pol&IS" der Bundeswehr zunehmend Spaß gemacht, stellten die Pädagogen erfreut fest. "Viele hätten gerne noch weitergemacht, weil sie die Konzeption gegen Ende erst so richtig begriffen haben", so Klassenleiter Peter Geisenhainer. "Ich habe in diesen fünf Tagen gelernt, man muss anderen Ländern wirtschaftlich helfen, auch wenn man dabei selbst ins Minus gerät, den sonst hat am Ende keiner was davon", erklärte Lukas Späder aus Wolzburg, der in die Rolle des Wirtschaftsministers von Arabien geschlüpft war. Katja Schimper aus Gonzerath, die China als Regierungschefin vertrat, hat nach eigener Aussage die wirtschaftlichen und politischen Zusammenhänge in der Welt viel besser kennen gelernt: "Jetzt überlege ich mehr, welche schwer wiegenden Folgen die Handlungen der Politiker haben könnten." "Die Politiker haben es nicht leicht und tragen eine große Verantwortung, weil ihre Entscheidungen folgenschwere Konsequenzen nach sich ziehen können", stellte Victoria King aus Morbach (Regierungschefin von Afrika) fest.

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