Hahn ruft Bürger auf den Plan

BISCHOFSDHRON. 200 Bürger informierten sich über Auswirkungen der Startbahnverlängerung Hahn. Trotz überzeugenden Applauses für die Gegen-Argumente und heftiger Debatten wurden auch Argumente pro Erweiterung gewürdigt.

200 Menschen waren zum Info-Abend "Fluglärm Hahn, es ist noch nicht zu spät" gekommen, zu dem 30 Morbacher nach Bischofsdhron eingeladen hatten. Ohne Federführung einer Gruppierung, wie Moderator Uwe Schlüter erläutert, da jeder angesprochen werden sollte. Die Morbacherin Ute Schabbach verlas Sachverhalt, Antrag der Lebendigen Demokratie (WLD) sowie auf Bitten von Bürgermeister Gregor Eibes den Gemeindebeschluss. Schabbach hatte sich wie viele andere erst bei der Morbacher Einwohnerversammlung (der TV berichtete) betroffen gefühlt. "Ich bin wach geworden am zweiten Dezember, sonst würde ich heut noch schlafen." Ähnlich äußerte sich Hans-Jörg Dröschel, WLD. Einige seien "spät wachgeküsst" worden, aber er denke, es sei nicht zu spät. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich so was hier noch mal erlebe", freute sich Referent Klaus Reitz über die Resonanz. Für den Ortsbürgermeister von Lötzbeuren, das als einzige Gemeinde Nein zur Verlängerung sagt, ist es nicht nachvollziehbar, "wie man sich ohne Not dazu verleiten lassen kann, einen Blanko-Scheck ausstellen und weiß noch gar nicht, was es kostet." So gibt es bisher laut Heide Weidemann, Vorsitzende von VBB (Vereinigung Bürger für Bürger) und Bund (Bund für Umwelt- und Naturschutz) Rheinland-Pfalz, keine Angaben, was den Steuerzahler ein Hahn-Arbeitsplatz koste. Jürgen Rösner, wie Reitz Sprecher der Bürgerinitiative "Nachtflughafen Hahn", zeigte anhand offizieller Flughafen-Daten, was Dezibelwerte beeinflusst. In dünnerer Luft wie am Hahn (500 Meter) brauche es gegenüber Frankfurt (50 Meter) mehr "Power". Ebenso bei vollbeladenen Frachtflugzeugen, die tiefer flögen, also mehr Schub bräuchten. Da Flugzeuge nicht entlang Linien, sondern in Korridoren flögen, die nicht immer exakt eingehalten würden, könnten leichte Abweichungen starke Lärmveränderungen bedeuten. Für Verblüffung sorgte auch eine Grafik, nach der nicht die Gemeinde Hahn, sondern Hirschfeld und Oberkleinich am meisten vom Lärm betroffen seien. Nachtfrachtflug sei mit Tourismus nicht vereinbar, wachsende Übernachtungszahlen würden gefährdet. Auf die Frage, was denn noch getan werden könne, riet Weidemann, die Einwendungen weiter zu verfolgen, also auch zum Erörterungstermin zu gehen. Einwender wie der Bund könnten Klage erheben.Das Thema ist sehr komplex

Ratsuchenden empfahl sie, sich in die ausliegende Liste einzutragen. Jeder sollte in aller Deutlichkeit zeigen, dass er von der Zukunft eine andere Vorstellung habe. Eben "klarmachen, dass wir nicht ein Komplex sind, mit dem man nicht rechnen muss", wie es eine Bernkastel-Kueserin formulierte. Mit großem Respekt davor, was Reitz und Rösner sich angeeignet hätten, meldete sich Gregor Eibes zu Wort: "Ich unterstreiche vieles von dem, was sie gesagt haben." Doch auch die Gemeinde sei am Fortkommen interessiert, was der Saal applaudierend bekräftigte. Neben dem "Pflänzchen" Ryanair sei die Fracht das zweite Standbein. Nach seiner Kritik an "verunglimpfenden" Leserbriefen reagierte der Bürgermeister heftig auf eine Demonstration Schlüters. "Das ist doch barer Unsinn, was sie da erzählen - unverschämt, die Leute zu vergackeiern", beurteilte er die Lärmpegelmessungen per Handy. Worin ihm Rösner beipflichtete: "Solche Experimente sollte man lassen." So etwas müsse äußerst seriös gemacht werden, das Thema sei sehr komplex.

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