"Hansi" tritt kürzer

Nach 42 Jahren als Chef der Weiperather Feuerwehr begnügt sich Hansi Müller inzwischen mit der Funktion des Stellvertreters. Damit endet eine über drei Generationen gewahrte Familientradition.

Weiperath. (urs) Als Löschgruppenführer ist Johannes Müller verabschiedet. Der mit silbernen Feuerwehrehrenzeichen ausgezeichnete Weiperather hat die Verantwortung in jüngere Hände gegeben. Schließlich hat er im Februar seinen 60. Geburtstag gefeiert, womit er noch vor kurzem in aller Regel aus dem aktiven Dienst ausgeschieden wäre.

Als Stellvertreter kann "Hansi" nun gemächlich Abschied nehmen. Denn ein Leben ohne Feuerwehr ist für ihn ebenso schwer vorstellbar, wie für manche eine Weiperather Wehr ohne Müller. Denn er hat die Wehr nicht nur 42 Jahre geführt, er war auch in die Fußstapfen von Vater und Großvater getreten. Mit 17 Jahren war er als kommissarischer Wehrführer Opa Johann Zender - von 1923 bis 1947 Wehrführer, und Vater Willi Müller (1948 bis 1966) - nachgefolgt. Als der 20-Jährige zum Brandmeister und Wehrführer bestellt wurde, zählte er zu den jüngsten Feuerwehr-Führungskräften in Rheinland-Pfalz. Obwohl derart mit der Wehr verwurzelt, fällt es Müller nicht allzu schwer, künftig kürzer zu treten. "85 Jahre - das reicht", kommentiert er das Engagement dreier Generationen. Denn er selbst kann mit einem Nachfolger nicht dienen. Seine Tochter sei nicht in der Wehr. Außerdem sei sie überzeugt, dass diese Tradition auch mal enden könne.

Müller erinnert sich noch gut an seine ersten Jahre. Es sei nicht einfach gewesen, so jung einer Wehr vorzustehen: "Aber ich hab mich durchgebissen, und ich war begeistert von der Sache. "Anders hätte das nicht geklappt." Aber auch die Familie müsse mitspielen: "Sonst funktioniert das nicht." Die Feuerwehr hatte es schon dem 16-Jährigen angetan, der noch heute den Hornisten hört, der früher durchs Dorf ging, um die Übungen anzukündigen. Und das sonntags früh um sechs Uhr: "Da hab ich im Bett gestanden - ich war immer dabei." 1962 habe sich dann der Musikverein aus der Feuerwehr begründet. Er selbst spielte 22 Jahre das zweite Flügelhorn.

Ohne Kameradschaft geht es nicht



Das Großereignis späterer Jahre war für Müller das 1991 am Sportplatz ausgerichtete Zeltlager mit 350 Jugendlichen. Seinen größten Einsatz hatte er 1982, als bei einem Brand Scheune und Stall eines landwirtschaftlichen Anwesens abbrannten. Das Wohnhaus habe gerettet werden können: "Die Leute konnten nach 14 Tagen wieder drin wohnen."

Auf die Frage, was ihn all die Jahre der Feuerwehr hat die Treue halten lassen, antwortet Müller: "Die Kameradschaft - wenn die nicht da ist, stimmt auch die Feuerwehr nicht." Umso mehr bedrückt ihn, dass es den Wehren heute an Nachwuchs mangelt. Abgesehen von den Geburtenzahlen sei das Freizeitangebot größer geworden. In Weiperath wäre es beinahe so weit gekommen, dass in das im Bau befindliche neue Feuerwehrhaus keine eigene Löschgruppe mehr eingezogen wäre. Denn der neue Chef wohnt mittlerweile in Morbach, was ohne Müller als Stellvertreter nicht gebilligt worden wäre. Daher hofft dieser nun, in den drei Jahren, für die er zugesagt hat, die Nachfolge sichern zu können.

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